Genug mit der Quarantäne-Verarbeitung. Jetzt wird wieder ausgegangen. Während sein 2021er Album „Far In“ noch das Eingesperrtsein thematisch umkreist, ist mit „PHASOR“ nun die nächste Ära von Helado Negro eingetroffen.

Und die klingt in jeder Faser nach dem nächsten Ausflug in die Stadt. Egal, ob romantischer Abend im Spätsommer oder schwitzige Club-Feierei. Der ungewöhnliche Indie-Mix hat für alles Platz.

Im Fokus steht dabei erneut die einzigartige Stimmfarbe von Roberto Carlos Lange (so Helado Negros Name im Pass) – und das völlig zurecht. Sie klingt stets melodisch und hingebungsvoll, sowohl in der englischen als auch in der spanischen Sprache, sowohl in der Kopfstimme als auch dem warmen Brummton.

In Kombination mit der ungewöhnlichen Instrumentierung sticht „PHASOR“ so als Gesamtkunstwerk hervor: Mal wird entspannt über die nächste Uferpromenade flaniert, während im Hintergrund Klavier-Einsätze und Gesangsharmonien Fangen spielen („Best for You and Me“), mal geht es vor flimmernden Synthesizern in den Vorraum des nächsten Clubs („Wish You Could Be Here“). Ekstatisch wird es nicht, dafür aber verheißungsvoll.

Es ist also immer etwas im Busch und als Helado Negro mimt Lange den Vermittler zwischen Vorstellungskraft und Bauchkribbeln. Dieses doch sehr ungewöhnliche Set aus ausgesprochen klassischen Bläser-, Streicher- und Rhythmus-Arrangements aus dem Latin und den elektronischen Zwischenspielen passt hervorragend in den Zeitgeist. Eigentlich.

Denn Helado Negro spielt diesen Sound – abgesehen vom Opener „LFO (Lupe Finds Oliveros)“ – stets eher zurückhaltend, als würde er diese kleine Perle selbst nicht auf den großen Bühnen sehen wollen. Das muss auch gar nicht sein, denn die Platte funktioniert auch im heimischen Studio hervorragend.

Wer sich demnächst wieder mal in die Welt da draußen schwingen mag, ohne dabei von lauten Bässen durch die eigene Wohnung gejagt zu werden, findet hier so eine stimmungs-, aber auch stilvolle Songsammlung mit vielen Schattierungen.

Bis dahin eignet sich „PHASOR“ aber auch schon für die Mystifizierung der alltäglichen Abendsonne. Versprochen.

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