Wenn überhaupt noch Personen eine strahlende Zukunft vor sich haben, könnte Adrianne Lenker sicher dazu gehören. Die Songs auf „Bright Future“ sprechen jedenfalls klar dafür, dass diese Musikerin ihre Ausnahmerolle in der Indie-Welt mehr und mehr einnehmen wird.

Bevor Lenker mit Big Thief einen großen Hype auslöste, veröffentlichte sie bereits als Solo-Musikerin Alben. Nun, viele Jahre im Musikbusiness später, scheinen ihre Solo-Veröffentlichungen im Vergleich zur Band-Größe fast unter dem Radar zu schwimmen. „Bright Future“ zeigt: Das ist ziemlich unfair.

Denn Lenker gehört – und da sind sich mittlerweile so ziemlich alle einschlägigen Musik-Formate einig – zu den größten Songwriter*innen der Gegenwart. Aber Superlative hin oder her, gerade die besonnene Sanftmut, für die Adrianne Lenker bekannt ist, prägt auch diese Platte.

Dabei war diese eigentlich gar nicht als solche geplant. Völlig unbedarft nahm sich die New Yorkerin mit einigen ihre liebsten Weggefährt*innen Zeit abseits der Zivilisation, um Songs ohne jegliche Erwartungshaltung aufzunehmen. Und wie das bei solchen Virtuos*innen ist, entsteht dann eben doch ein Album.

Diesen kollaborativen Hintergrund hört man „Bright Future“ größtenteils aber nicht an: Die Songs hätten in ihrem reduzierten Sound auch genau so von Adrianne in reiner Selbstisolation geschrieben sein können.

Vom auf einem Klavier ruhenden Opener „Real House“ über das sanftmütige „Candleflame“ bis zum liebevollsten, schönsten und eingängigsten Song der Platte „Ruined“ bleibt Lenkers Motto, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

Dabei kommt dieses sechste Solo-Album bestens mit sehr wenigen Instrumenten aus und stellt das Storytelling der Big-Thief-Frontfrau in den Vordergrund. In dieses steckt sie für „Bright Future“ jede Menge Hoffnung und Resignation. Ein Spannungsfeld, das musikalisch mit Country und Folk voller Moll-Akkorde umrissen wird.

Und doch bricht die Platte manchmal auf: Etwa in „Sadness As A Gift„, dessen Streicher ein butterweiches Bett bauen, auf dem Lenker davon singt, einen Platz gefunden zu haben.

Oder im verhalten dramatischen „Donut Seam“, das eine sehr wichtige Frage stellt: „The Old World Is Dyig, Don’t It Feel Like A Good Time To Be Swimming?“.

Während man sich also geschwind die Badehosen aus dem Schrank kramt, erstrahlt innerlich die Freude darüber, die großartige Original-Demo des Big-Thief-Klassikers „Vampire Empire“ ab jetzt immer und immer wieder hören zu können.

Ein echtes Herzprojekt mit butterweichem Kern. Mehr Hoffnung geht für diese sonst so harten Zeiten doch auch nicht.

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