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Kettcar – Doug & Florence – Neues Video

Kettcar haben heute ihr Video zur zweiten Single-Auskopplung, „Doug & Florence“ des Albums „Gute Laune ungerecht verteilt“ veröffentlich, das am 5. April erscheinen wird.

Weit haben sie es gebracht, die fünf einstmals jungen Männer aus Hamburg, die sich Kettcar nennen. Groß sind sie geworden – heute sieht man sie in ihren richtigen Berufen: Astronaut, Bauarbeiter, Feuerwehrmann, Intellektueller und sogar Napoleon sind sie geworden.

Seit Bandgründung im Jahr 2001 ist viel passiert mit Kettcar und es ist auch viel passiert in Deutschland. Zum Beispiel ist die Schere zwischen den Wohlhabenden und den Prekären weit aufgegangen. Bestimmte Universitäten in fertig gentrifizierten Städten können sich die Kinder von Normalverdienern nicht mehr leisten.

„All die Tür’n steh’n dir offen, sie sind nur alle sehr weit weg“, singt Marcus Wiebusch. „Das kannst du gern ganz anders hoffen, es hat nur keinen Zweck“. Traurig, aber wahr und gut, dass jemand das ausspricht, während fesche Jungliberale auf Youtube predigen, dass jeder reich werden kann, wenn er nur will.

Kann man aber nicht. Wenn harte Arbeit, Bitcoins, positives Denken, NFTs oder Aktien ein Patentrezept währen, würde sich nicht 35 Prozent des Gesamtvermögens bei einem Prozent der Deutschen anhäufen, während 90 Prozent sich ein anderes Drittel teilen müssen.

Obwohl es trällert und gemütlich aus den Kopfhörern tropft, ist „Doug & Florence“ ein politisches Lied. Denn Doug ist Paketzusteller. Vielleicht bei DPD, wo der Stundenlohn € 12,80 ist. Brutto. Steuern und Krankenversicherung kommen noch weg und dann muss Doug auch Miete zahlen. Hoffentlich lebt er nicht in München, Berlin oder Frankfurt am Main.

Florence wiederum ist Pflegerin. Teilzeit, wegen ihres Sohns Tobias. Das macht dann auf dem Konto jeden Monat 1.850 Euro. Brutto. Abzüglich Miete, Versicherung, Steuern und der Klassen-Skifreizeit von Tobias, oder soll er als Einziger nicht mitfahren?

Darum der Refrain: „All ihr Pflegerinnen of the world, unite!“ und „Paketzusteller of the world, unite!“. Unite and take over! Zugegeben, das ist kein Revolutionslied wie die Marseillaise und auch kein wütender Politpunk. Es tut nur gut, wenn jemand das singt, da darf es auch unaufgeregt sein.

Das MusikBlog hat ja schon zur ersten Single „München“ geschrieben: „Es ist gut, dass sie mal wieder zurück sind, denn selten ist ein Song genauer zum exakt richtigen Zeitpunkt erschienen wie heute ‚München‘“. So wie jetzt „Doug & Florence“.

„Die Idee steht lichterloh in Flammen, wir können von vorn anfangen“.

 

 

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