PeterLicht auf „Sonnendeck“ zu reduzieren, wäre wie zu behaupten, Helge Schneiders einziger Beitrag zum Kulturgut war „Katzeklo“. Seit 2001 spiegelt Meinrad Jungblut, wie PeterLicht eigentlich heißt, in seinen Songs das Absurde im real existierenden Zeitgeist.

PeterLicht hat auf seinen Alben Gesellschaftskritisches, Banales und Beiläufiges in luftige, indie-poppige Hymnen verpackt, die miniatur-elektronisch oder konventionell instrumentiert via „Die Transsylvanische Verwandte Ist Da“, „Wettentspannen“ – wovon noch die Rede sein wird – oder „Trennungslied“ zu Dauerbrennern avancierten.

Als künstlerischer Multitasker auch als Dramaturg und Literat in Erscheinung tretend, begann PeterLicht, mit dem die dritte Platte begleitenden „Wir werden siegen! Buch vom Ende des Kapitalismus“ seine Texte in Büchern zu bündeln. Erfolgreich, u.a. erschien „Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends“ als Hörspiel.

2021 folgte mit dem Roman „Ja okay, aber“ sein bisheriges schriftstellerisches Opus Magnum, mit dem der Protagonist sich schon seit geraumer Zeit auf Lesetour befindet. Am gestrigen Donnerstag machte er in Leipzig Station, um Auszüge daraus vorzustellen. Gut besucht war zu diesem Anlass das Conne Island, dessen Bestuhlung an diesem Abend nicht viele Lücken aufwies.

Geführt von dem Schlüsselwort „Okay“ bzw. „Oke“, berichtet PeterLichts Abhandlung von der Schwierigkeit, im Co-Working-Space unter der Agenda: „Abwarten, Überlegen, Handeln“ die selbstbestimmte Rolle in der Wertschöpfungskette zu finden, versorgt von einer zentralen Kaffeemaschine und dem Bewusstsein vor Augen: „Wir alle saugen an der Zitze des Kapitalismus. Manchmal kommt etwas heraus. Davon leben wir.“

Bei der Lektüre der Kapitel assoziieren sich seine Titel, komprimieren sich die Worte am Ende des ersten Teils ähnlich „Fluchtgedanken“, führt die Beschreibung der Sitzgelegenheit in seinem „Kabüffchen“ an den Bürostuhl im Video seines ersten Hits („Sonnendeck“) vor Augen.

Der stand zwar am gestrigen Abend nicht auf der Setlist, dafür andere Nummern quer durch die Platten des Kölners, für deren Performance auch sein Bühnenpartner Benedikt Filleböck, mit dem er bereits 2019 auf der Parkbühne im Geyserhaus glänzte, angereist war.

Beide lieferten leise Versionen, aus dem sich im Verlauf eine Daueruntermalung für den Vortrag einiger Seiten entwickelte, von „Candy Käsemann“, dem „Lied Vom Ende Des Kapitalismus“ – da sich auch PeterLicht den Gesetzen der Marktwirtschaft nicht entziehen kann, gab es einen Merch-Stand – über „Wettentspannen“, „Chipslied“, „Das Absolute Glück“ „Dämonen“ bis hin zu „Safarinachmittag“, die vom Auditorium wohlwollend angenommen wurden.

Dank Halsbonbons und Tee hielt Meinrad Jungbluts angekratzte Stimme durch, nach den lustvoll-zelebrierten Worten „Die Sonne, die gelbe Sau“ aus der Zugabe „Lied Gegen Die Schwerkraft“ und der Erklärung, wieso das Wahrzeichen seiner Heimatstadt in diesem Stück in Ungnade gefallen ist, entließ der begeisterte Saal das Duo in den Backstage-Bereich und  sich selbst – bestens unterhalten – in die verregnete Nacht.

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