Aller guten Dinge sind “DRÄI”? Bei dem deutsch-luxemburgischen Elektro-Pop-Trio Say Yes Dog scheint das zu stimmen. Dafür sprechen die größten Beats, die größten Konzerthallen und die größten Songs der bisherigen Bandgeschichte. Eine neue Ära in zehn Songs.
Elektro-Pop hat häufig die Angewohnheit, wahlweise anstrengend zappelig oder bedrückend melancholisch zu verlaufen. Auf “DRÄI” vereinen Say Yes Dog die beiden vermeintlichen Gegensätze und schaffen damit den perfekten Reizpunkt.
Denn zum einen wartet auf das Publikum neues Tanzmaterial zu hedonistischen Beats wie etwa im lässigen “Not Your Thing” oder dem stampfenden “Look At You”, zum anderen stehen sachte Entspannungsmomente wie in “Cold” oder “Stay” an, bei denen Melodie und Emotion im Vordergrund bleibt.
Wie es sich für eine Elektro-Pop-Band gehört, schwebt der Geist der 80er über allen Dingen. Im Sound werden aber auch klare Referenzen zu aktuellen Größen wie Two Door Cinema Club oder nationalen Kollegen wie Bloodhype gezogen. Beim sphärischen “Everything” wabert sogar eine Prise Moby durch die Hörgänge.
Insgesamt ist “DRÄI” dabei immer absolut unaufgeregt, aber auch stilbewusst. Für die (inter-)nationalen Indie-Radios gefundenes Fressen, auch wenn der Shazam-Faktor erstmal bleibt: Sounds und Songs sind solide bis sehr gut, der Wiedererkennungswert aber bisher noch nicht voll entwickelt.
Rein handwerklich machen Aaron Ahrends, Pascal Karier und Paul Rundel aber mindestens so viel richtig wie LEGO mit seinen Modellen zu bekannten Streaming-Serien: Egal, ob die pulsierende Beat-Arbeit in “Note To Self” oder die croonenden Strophen im lässigen “On And On” – diese Platte klingt nach jeder Menge Selbstbewusstsein und kreativen Impulsen.
Gute Wahl für “Best of 2024”, aber auch für die “Indie Alltime”-Playlist – auf ihrem dritten Album haben Say Yes Dog gleich zehn Kandidaten für die nächste Song-Erweiterung.
Für den ganz großen Wurf dürfte in der nächsten Band-Epoche dann auch noch etwas mehr Einzigartigkeit zwischen Beats und Melodien hervorlugen. Vielleicht geht es dann Richtung noch größerer Beats, Songs und Hallen.
Von dieser Position aus haben Say Yes Dog jedenfalls die besten Chancen.
