Auf der Suche nach den Helden und den Dämonen der Vergangenheit weckt X-Ambassadors-Sänger Sam Nelson Harris auf dem neuen Album “Townie” Erinnerungen an früheste Jugendtage. Die Bilder, die zum Vorschein kommen, zeigen ein Leben, das geprägt ist von Sehnsüchten und einem permanenten Fluchtverlangen.

Die markante Stimme von Harris könnte auch als das männliche Pendant zu der von Tracy Chapman durchgehen. Mit viel Ausdruck und detaillierter Phrasierung schlängelt sich das Organ um watteweiche Gitarrenklänge (“Sunoco”). Als Hörer*in fühlt man sich sofort an seiner Seite, irgendwo auf einem Parkplatz in der College-Stadt Ithaca, NY.

Auf “Townie” porträtieren Harris und seine Bandkollegen das Erwachsenwerden in Abgeschiedenheit. Dabei steht vor allem die akustische Gitarre im Vordergrund. Wahlweise zart gezupft oder als in Moll getauchter Melodiebegleiter fungiert das Instrument als treuer Freund und Inspirationsquelle (“Smoke On The Highway”, “Your Town”).

Wenn es etwas flotter zur Sache geht, fühlt man sich an leicht angezerrten Pop aus den Achtzigern erinnert (“I’m Not Really Here”). Ganz selten überschlagen sich gar die Ereignisse, wie im hibbeligen “Rashad”. Käme hier eine verzerrte Gitarre zum Einsatz, könnte man fast schon von einem punkigen Ausbruch sprechen.

So brodelt es unter dem Deckel der Kleinstadt-Tristesse nur für kurze Zeit. Schnell zieht wieder Nebel auf – inhaltlich wie auch musikalisch. Ein kaputtes Skateboard lehnt einsam und verlassen an der grauen Wand eines geschlossenen Einkaufszentrums. Aus der Ferne nähern sich sehnsüchtige Gitarrenakkorde und eine Stimme, die den Verlust alter Freunde beklagt.

Die vielen Erinnerungen von Sam Nelson Harris verwandeln sich in kleine Narben. Am Ende des Tunnels gibt es aber auch Hoffnung. X Ambassadors füttern die zart und zwischen den Zeilen aufkeimende Aufbruchstimmung mit einem sanften Soundtrack. Alles wird gut. Irgendwann. Auch in Ithaca.

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