Vor 20 Jahren gelang den Beatsteaks aus Berlin mit ihrem vierten Album „Smack Smash“ der Durchbruch. Nie zuvor und nie danach war dieses Land näher dran am internationalen Format des großen Alternative-Rock und infektiösen Punk-Rock.
Die Wellen, die die fünfköpfige Band damals schlug, wie sie zu Headlinern auf den großen Festivals avancierte und ihren Ruf als eine der besten Live-Bands des Landes festigte, war ein irrsinnig wohltuender Spaß, für alle, die es miterleben durften.
Umso schöner, dass sich die Beatsteaks zum Jubiläum ihres Opus Magnum nicht nur auf die Verwaltung ihres Vermächtnisses beschränken, sondern sich mit einem neunten Album namens „Please“ so entschlossen und griffig zeigen wie lange nicht.
Ohne in die Greatest-Hits-Falle zu tappen, liefert das Album einen gelungenen Querschnitt der vergangenen 20 Jahre. Dabei versucht die Band mit unterschiedlichsten Mitteln Wiederholung zu vermeiden.
Der luftige Opener „Goodbye,“ der zwischen Drumcomputer, pumpendem Bass und feixenden Gitarren schwankt, lässt das konkrete Ziel noch in alle Richtungen offen.
Zum mitreißenden „Detractors“ an zweiter Stelle sieht man vor dem inneren Auge Sänger Arnim Teuteborg-Weiß aber bereits auf das Surfbrett steigen, um über die ergebene Festival-Menge zu gleiten. Eine Beatsteaks-typische, sonnendurchflutete Gute-Laune-Hymne, mit dem Potenzial zu bleiben.
In den Ohren des Sängers ist das neue Album so zappelig, wie jedes einzelne Mitglied der Beatsteaks es auch sei. Was er damit meint, liegt nicht etwa in kantigen Gitarrensolos wie zur „Smack Smash“ Zeit, sondern in vorwärtsdrängenden, mit viel Raumklang ausgestatteten Indie-Rock-Songs, allen voran „Against All Logic“ oder dem groß arrangierten „Katharina“, das die Foo Fighters auch nicht besser geschrieben hätten.
Daran hat der neue Produzent wesentlichen Anteil. Erstmals seit „Smack Smash“ arbeitete die Band nicht mit Moses Schneider zusammen. Die Wahl fiel stattdessen auf Olaf Opal, der von The Notwist bis Juli sein Gespür zwischen Indie und Popmusik schon mehrfach unter Beweis stellte.
Schlagzeuger Thomas Götz nennt ihn nicht grundlos den „Master der Räume“. Er entschloss sich dazu, nicht im Studio, sondern einem Theatersaal aufzunehmen, was den Songs viel Volumen gibt, ohne sie aufzublasen, wenngleich eine knapp dreiminütige Uptempo-Nummer wie „Magic Feel“ dadurch beinah abhebt.
Nach dem durchwachsenen Vorgänger „Yours“ vor sieben Jahren und der danach ungewissen Zukunft der Band, fühlt es sich ohne Abstriche gut an, die fünf Berliner wieder in gewohnter Stärke zu wissen – auch wenn kein zweites „Hand In Hand“ abfällt.