„My heart is beating like a jungle drum“ – gut, es ist wirklich unfair, Emiliana Torrini auf ihren größten Hit festzulegen, wenn sie sich in den 16 Jahren seit Erscheinen eine völlig losgelöste Karriere aufgebaut hat. Und doch ist dieser Hinweis auch 2024 noch so amüsant, weil es schier unmöglich scheint, eine Verbindung zwischen dem quirligen Spaß-Track „Jungle Drum“ von 2008 und dem sperrigen Konzept-Album „Miss Flower“ zu ziehen.

Als erstes Emiliana-Torrini-Soloalbum seit zehn Jahren hätte „Miss Flower“ eigentlich auch den einfachen Weg gehen können, dasselbe zu machen wie die Vorgänger. Doch dann verstarb die Mutter einer der engsten Freundinnen Torrinis. In ihrer Wohnung fanden Torrini und ihre Freundin eine Kiste voller Liebesbekundungen – und damit den perfekten Nährboden für Musiker*innen.

Neun Heiratsanträge hatte besungene „Miss Flower“ von Männern und Frauen erhalten, geheiratet hatte sie jedoch nie. Diese viel umworbene Frau erhält nun posthum eine weitere Ehre – und zwar ein gesamtes Konzeptalbum von Emiliana Torrini.

Liebe steht also im Fokus dieser Platte, aber eben in ihrer Vielschichtigkeit, in ihrer individuellen Darstellung, die durch die unzähligen Briefe zum Ausdruck kam. Und „Miss Flower“ ist nun wirklich keine billige RomCom geworden.

Das scheint Torrini auch möglichst schnell unterstreichen zu wollen und eröffnet die Platte mit einem eklektischen Björk-Gehauche vor undefinierbaren Klängen. „Black Water“ heißt dieser Song, der in seiner Widerspenstigkeit nur bedingt für das restliche Album steht.

Viel mehr fühlt sich dieses Kaleidoskop auf die besungene „Miss Flower“ tatsächlich nach vielen Reinkarnationen Torrinis an. „Lady K“ etwa flirrt musikalisch unbekümmert durch die Luft, während die Isländerin sinnlich ins Mikrofon nuschelt.

Dabei kann die Platte auch zur Reise werden, wenn der Titeltrack „Miss Flower“ mit einem Spoken-Word-vor-gezupfter-Gitarre-Mix das Storytelling beginnt und in „I want to taste you“ gipfelt, nur damit in „Black Lion Lane“ dann die Sonne aufgehen kann und „I wanna be like this forever“ vor breiter Instrumentierung gejubelt wird.

Diese frohlockende Wendung nimmt erst „Let’s Keep Dancing“ mit sentimentaler Indie-Party und anschließend das mysteriöse Aurora-Synthie-Spektakel „Love Poem“ auf.

Dass am Ende das instrumentale „A Dream Through The Floorboards“ steht, das sich mit Klavier und Streichern in der Sehnsucht wälzt, ist ein großartiger Schlusspunkt für ein bemerkenswertes Album. Ganz ohne Trommeln.

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