Dass „I Hear You“ Peggy Gous Debütalbum ist, ist maximal bizarr. Viel zu sehr steht der Name der südkoreanischen Produzentin schon seit einigen Jahren für den House-Sound der Stunde. Umso größer ist aber natürlich nun die Freude, den einzigartigen Sound auch auf ganzer Albumlänge genießen zu dürfen. Und ein Genuss ist „I Hear You“ definitiv geworden.

Das fängt schon bei der Verpackung an: Gleich drei Mal arbeitete Gou für diese Platte mit dem renommierten isländisch-dänischen Künstler und langjährigen Freund Olafur Eliasson zusammen:

Zum einen für das Video zur Hymne „1+1=11“, zum anderen trägt Gou auf dem Cover Eliassons Kunstwerk „Psychoacoustic Empathy Amp“ – und zu guter Letzt mit dem im Opener zitierten Gedicht „Your Planet Seen From Within“, das ebenfalls von Eliasson stammt.

Umgeben von derart kunstvollen Rahmenbedingungen flackert „I Hear You“ umso programmatischer im Licht neuer Gebiete. Dabei beweist Gou mit jeder Faser, dass sie zurecht als Pionierin betitelt wird – die Synthies sind phänomenal produziert, die Beats bauschen sich mal imposant auf, bleiben an anderer Stelle reduziert.

Dazu gibt es von Gou eine bunte und doch fließende Mischung aus Eindrücken – mal eine sehr melodische Herangehensweise („Back To One“), mal ikonischer Clubbing-Vibe mit aufrichtiger Intensität im Feature mit Lenny Kravitz (!) in „I Believe In Love Again“.

Im Anschluss seufzt sich die Platte mal in Melancholie à la Daft Punk („I Go“), webt Foklore-Klänge in den Mix („Seoulsi Peggygou“) oder findet sogar Platz für sommerliche Leichte und entspannten Rap („All That“).

In all diesen Schattierungen, aber natürlich auch im überdimensionalen Hit „(It Goes Like) Nanana“) schafft Gou dabei etwas, das gerade in elektronischen Genres zur Herausforderung wird: Zwischen allen Elektroden, Bits und Bytes ist diese Platte immer noch warm und emotional. Getanzt und gefeiert werden muss und wird hier aber auch.

So wird „I See You“ eine Platte, die Gous einzigartige Bedeutung für die Bubble noch einmal untermauert und dabei mit jedem wohl temperierte Turn Up den Preis für das geschmackvollste elektronische Album der ersten Jahreshälfte entgegennehmen darf. So klingt der Status Quo.

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