Dieses Album ist nicht irgendein Album. „Ende Nie“, der neue Longplayer von Wanda, könnte für den Beginn einer neuen Phase in der Geschichte der 2012 gegründeten Wiener Band stehen.
Dem Neuanfang vorausgegangen war eine Zäsur: kurz vor der Veröffentlichung des Vorgängerwerks „Wanda“ war der Keyboarder Christian Hummer mit nur 32 Jahren nach langer Krankheit verstorben.
„Die Antwort auf den Tod ist das Leben“ – mit diesem Mantra durchbrachen die drei verbliebenen Bandmitglieder die Schockstarre und vertieften sich in einen intensiven Produktionsprozess. An dessen Ende dürfen wir nun 12 Songs hören, die auf verschiedenen Ebenen neu klingen.
Schon in den ersten Takten des Openers „Bei niemand anders“ ist die neue Versehrtheit unüberhörbar. Hatte das 2022 veröffentlichte „Wanda“ noch mit einem quäkenden Synthie begonnen, erklingt nun ein schwer angeschlagener Klavierakkord.
Was sich musikalisch auch im reduzierten Einsatz elektrischer Gitarren zeigt, zeigt sich auf der Textebene in einer Abkehr von ihrem seit dem Debütalbum „Bologna“ (2014) gepflegten Image als trinkfeste Raufbolde mit street credibility.
Ging es in den Texten des Frontmanns Marco Michael Wanda bisher oft um Sex, Drogen und andere Wiener Eskapaden, legt „Ende Nie“ den Fokus auf die ganz schweren Brocken: Leben und Tod, Liebe und Verbundenheit. Der Bezugsrahmen Wien scheint plötzlich zu klein.
Dass das Album als eine Form der Selbsttherapie verstanden werden kann, wird mit entwaffnender Offenheit in den Stücken thematisiert. „Ich war verloren, ich war ein Monster“, heißt es in „Wachgeküsst“, das einmal mehr die Katharsis der Band unterstreicht.
Dass dieser durch Schicksalsschläge beförderte Sinneswandel im Mittelteil von „Ende Nie“ hin und wieder ein wenig zu pathetisch gerät, darf man Wanda verzeihen, denn nach einem begeisternden Beginn, liefert uns das Album im Schlussdrittel noch einmal Wanda auf höchstem Niveau.
Das Highlight ist „Niemand was schuldig“ – ein kraftvolles Stück, das um die großen Fragen des Lebens und Sterbens kreist, das nach vorne weist und doch nie vorgibt, eine endgültige Lösung zu finden – die uns im Wanda-Oevre einst noch Columbo lieferte. „Wenn du fällst, fängt dich keiner auf“, heißt es hier, begleitet von einer unwiderstehlich schönen Abfolge von Klavierakkorden.
Doch auch in Abwesenheit Gottes finden wir hier eine flirrende Form von Trost, die in ihrer Widersprüchlichkeit nur Wanda so formulieren kann: „Ich nehm‘ dich gern bei der Hand, zeig dir, dass es morgen zwar regnet, aber sonnig sein kann.“
Wir können gespannt sein, ob „Ende nie“ ein Solitär im Gesamtwerk von Wanda bleibt oder der Auftakt einer neuen großen Ära.