Acht Eimer Hühnerherzen haben vor Kurzem ihr Musikvideo zu dem Song „Ostkreuz“ veröffentlicht. Mit der neuen Single kündigte die Band außerdem ihr viertes Studioalbum „Lieder“ an. Die Platte erscheint am 21. März 2025 via Kidnap Music.
Acht Eimer Hühnerherzen machen eine Fahrt in die Vergangenheit. Sängerin Apocalypse Vega, Schlagzeuger Bene Diktator und Ex-Terrorgruppe-Gitarrist Johnny Bottrop satteln ihre Mopeds. Es geht nach Königs Wusterhausen, der Geburtsstadt der Frontsängerin südöstlich von Berlin.
In ihren Texten und Interviews thematisiert Apocalypse Vega oft ihre ostdeutsche Herkunft und die damit verbundenen Erfahrungen und Perspektiven. So auch im Musikvideo zur neuen Single „Ostkreuz“, obwohl die Sängerin hier ein doppeltes Spiel mit ihrem Publikum treibt.
Im Roadmovie, gedreht von Bruno Jubin, wirken die Menschen störend im Angesicht all der Natur mit ihren Wäldern, Feldern und Seen. Es sieht so aus, als hätte sich die Landschaft still und heimlich all die Städte und Dörfer einverleibt, die den Weg der lustigen Wandergruppe säumen.
Ab und zu blitzen aber auch Zeichen menschlicher Schaffenskraft vergangener Tage auf: Plattenbauten, Kieswerke und Schulhöfe ohne Kinder. Landmarken einer idyllische Tristesse, die auch in jedem anderen deutschen Hinterland stehen könnten. Wären da nicht die textlichen Wegpunkte, die Apocalypse Vega auf die Landkarte ihrer Erinnerungen setzt.
Die Frontfrau von Acht Eimer Hühnerherzen singt über Urlaub an der Ostsee, über das Potsdamer Palais und über die Friedenstaube, eines der am häufigsten gebrauchten politischen Symbole in der DDR. Es ist eine Erzählung über Pubertät, Planlosigkeit und Provinz.
Das Lied ist eine Allegorie für persönlichen Mut, aber auch für die Vergänglichkeit der Dinge. Darüber, dass zum Leben auch Scheitern dazu gehört. Und man fragt sich immer wieder: Singt Apocalypse Vega über persönliches Scheitern, oder über ein spezifisch ostdeutsches?
Denn trotz aller ostdeutschen Symbolik steht der Liedtext stellvertretend für die Erfahrung von Wende, von Neuanfang, aber auch davon, dass die Jugend unwiderruflich vorbei ist. Und schließlich bricht die Sängerin immer wieder ironisch ihre Selbstverortung in der ostdeutschen Peripherie, wenn sie singt: „Kann dir nicht sagen, wo ich herkomm / Ich weiß es selbst nicht so genau“.