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Acht Eimer Hühnerherzen – musik

15 Songs von den großartigen Acht Eimer Hühnerherzen kredenzt zu bekommen, müsste man sich eigentlich auch erstmal verdienen. Auch auf ihrem dritten Album “musik” pflanzt das Trio wieder ihren Folk-Punk irgendwo zwischen abgeranztem Charme und achzelzuckendem Desinteresse in den Boden der deutschen Indie-Landschaft. Der Setzling wächst direkt ins Herz.

Glücklicherweise bleiben Apokalypse Vega, Bene Diktator und Herr Bottrop ihrem Geheimrezept der ersten beiden Platten treu: Beschwingter Akustik-Punk, der mal sonnig, mal bedröppelt daherkommt, bildet die würzige Basis für die schönsten Lyrics der letzten Jahre.

Mit Ansprüchen an Virtuosität oder dem Streben nach dem Optimum hat das alles herzlich wenig zu tun, dafür sind Acht Eimer Hühnerherzen auch dem Neoliberalismus zu abgeneigt. Herz haben sie dafür genug – sogar mehr als acht Eimer.

Apropos neoliberal: Das Zurechtfinden in einer leistungsorientierten Welt spielt auch auf “musik” wieder eine zentrale Rolle. “Zack Zack Zack” etwa zelebriert die Prokrastination, “Genug” entscheidet sich nach einer langen Aufzählung der eigenen Wünsche doch für die bequemere Wahl: “Ich will nicht aufstehen, wenn ich lieg”.

Wer diese Texte nicht fühlt, sollte dringend mal wieder eine LinkedIn-Pause einlegen. Ansonsten sind die Hühnerherzen aber auch 2022 noch herrlich unvorhersehbar und kreativ: Niemand singt so offensiv ehrlich über Hautprobleme, nur um dann auch dem Tod die Bühne zu bieten (“Requiem”) oder Mansplaining zu verteufeln (“Straße der Gewalt”).

Und wer sich schon immer mal ausgiebig über seine Lieblingsfarben unterhalten wollte, hat nun mit “Farben” den passenden Soundtrack. Aber Achtung – die wissen, wovon sie sprechen: “Ich mag Scharlach mit viel Bronze”. Mit einem einfachen “Rot” als Lieblingsfarbe kommt ihr hier also nicht weit.

Somit ist irgendwie alles beim Alten beim Herzenstrio und das tut auch in aufwühlenden Zeiten sehr gut. Dass hier doch mal die E-Gitarre vorbeischauen darf (“Futur 25”), mit “G!” sogar ein düsteres Beziehungsdrama auf der Platte landet und der Closer “Na dann” ungewohnt melancholisch daherkommt, lockert die Stimmung und den Spaß an der Platte nur noch mehr auf.

Für den optimalen Genuss auf der heimischen Couch verzehren.

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