Auf dem Debütalbum „Curses & Prayers“ dieser britischen Punk-Band liegen die unterschiedlichen Euphorie-Level für die Songs ungefähr so weit auseinander wie die besungenen Flüche von den Gebeten. Die Coughin‘ Vicars stellen sich dabei als eine Band mit jeder Menge Vielseitigkeit vor.
„Lo And Behold“ taugt dabei als Einstieg zumindest in der Hinsicht viel, da es mit seinen dicken Synthie-Flächen und der durchaus dramatisch überspitzten Wirkung der Erwartungshaltung einer weiteren Garagen-Schrammelband eine Absage erteilt.
Da passen die rasend-wütenden Tracks „One Cuff Fits All“ oder „Last But Not Least“ schon besser zu den Promo-Fotos, mit denen sich die Band darstellt.
Aber in „Curses & Prayers“ steckt eben mehr als der direkte Weg. Und so schlagen Songs wie „Anti-Faction“ so viele Haken, dass At-The-Drive-In-Vibes durch die Luft schwirren. In diesen starken Unterschieden liegt auch die Krux dieser Platte:
Immer, wenn sich das Quintett aus dem Otto-Normal-Punkzustand entfernt, kann man durchaus hellhörig werden. So macht es einfach Spaß, wenn sich die Bandmitglieder vor Trommel-Fanfaren ihren Frust in „Doomsday Lottery“ aus der Seele schreien.
Und auch der kleine Störmoment in „The Reach“ (featuring Daniel Thorne), das als instrumentales Interlude eine Warenladung Saxophon durch den Fleischwolf zieht und nochmal nach durchaus mehr als Club-Tour klingt. Gerade in den häufig repetitiven Refrains können die Coughin‘ Vicars diese Intensität aber nur bedingt aufrechterhalten.
So landet die Band mit „Curses & Prayers“ dann viel mehr in einer Grauzone zwischen Against Me! und dicken 80s Post-Punk-Vibes. Schlecht ist das nicht, aber auch wenig mitreißend.
Immerhin: Mit „Thief Of Joy“ endet dieses Album auf einem Höhepunkt und führt die beiden Gegenpole aus atmosphärischem Aufbau und vorwärtstreibendem Getümmel zielgerichtet zusammen.
Immer wenn Keyboarderin und Sängerin Gabriella Rose King am Mikrofon mitmischt, erhält der sonst oftmals rohe Sound einen angenehmen Anstrich, der nicht nur die nostalgischen Punks begeistern könnte.
Welche Experimente hier noch auf uns warten? Die nächsten Platten dürfen kommen.