Der Blick fällt durch eine schmutzige Linse auf eine auslaufende Prärie, im Zentrum reitet ein gemütliches Duo gen Sonnenuntergang. Irgendwo gibt es den Steppenläufer, der durchs Bild rollt. Dieses Setting klingt im ersten Moment nach staubigem Country und alten Zeiten. Ist aber tatsächlich auch ziemlich passend für dieses glorreiche Debütalbum zweier großartiger Musiker. Und dabei alles andere als öde.
Ein Blick auf das Label dieser Platte sollte genügen, um Aufschluss über die Hintergründe der beiden Musiker zu geben: p(doom) heißt es und ist das neu gegründete Label von der Tausend-Alben-Band King Gizzard & The Lizard Wizard. “Ill Times” ist die erste p(doom)-Veröffentlichung – und direkt ein goldener Einstand.
Kein Wunder, denn schließlich kommen hier Gum (das Soloprojekt von Jay Watson (Tame Impala, Pond)) und Ambrose Kenny-Smith (King Gizzard & The Lizard Wizard, The Murlocs) zusammen und damit zwei der wichtigsten Köpfe hinter der absurd grandiosen australischen Alternative-Szene der letzten Jahre.
So florierend wie die Acts um die beiden Musiker herum agiert haben, so enthusiastisch geht es auch auf “Ill Times” zu:
“Dud” ist da noch ein recht entspannter Einstieg, der sogar etwas von der pop-affinen Leichtigkeit der Cold War Kids mit sich bringt.
“Resilience” hingegen ist am anderen Ende dieser Albumskala und steht für eine Hinwendung zu nostalgischen Klängen und ganz viel Retro-Charme.
Das funktioniert beides zwar ganz hervorragend, würde aber auf Albumlänge potentiell doch etwas langweilen. Darum gibt es eben mehr Stilmix, Kenny-Smith kann einfach nicht anders.
“Powertrippn'” ist dafür eins der besten Beispiele und verbindet klassischen Southern-Rock mit Bastionen voller Störgeräusche und elektronischer Spielereien. Dazu gibt es noch so ikonische Zeilen wie “Your body is a temple / but your head is a toilet” und fertig ist der Hit.
Daran knüpfen andere Songs der Platte an, bei “Old Transistor Radio” schauen Kraftwerk-Computerstimmen im Saloon vorbei, “The Gloater” ist die Harmonie-Perfektion der beiden Virtuosen und “Fool For You” tanzt vor, worum es Gum und Ambrose Kenny-Smith bei dieser Platte laut Watsons Selbstbeschreibung vor allem ging:
“Ich war gespannt darauf, mal anderen Kram zu erkunden, den unsere anderen Bands nicht wirklich gestreift haben: Funk, Soul… Musik, die auf Groove basiert”.
Kleiner Spoiler: Die Platte gehört trotzdem mit jeder Zeile ganz offensichtlich zum Gizzverse. Könnte Schlimmeres geben.