„Phantom Island“ heißt das neue Werk der wahrscheinlich produktivsten Musikgruppe dieser Zeit. King Gizzard & The Lizard Wizard legen damit 15 Jahre nach Bandgründung bereits ihr 27. Studioalbum vor. Und so viel vorab: Auch diesmal ist es keine Massenware.

Blickt man auf die musikalische Landkarte der Band aus Down Under erscheinen die bisherigen Alben wie einzelne – rätselhaft miteinander verbundene – Kontinente mit eigener Topografie und Sprache. Von mikrotonaler Musik, einem durchgehend auf 60 BPM gehaltenen Longplayer, bis hin zu einer Thrash-Metal-Hommage ist alles dabei.

Auf der neuen Platte „Phantom Island“ widmen sich die sechs Australier nun den Phantominseln, die sie auf ihrer Karte – man könnte auch sagen: im Gizzverse – gefunden haben. Dem historischen Vorbild solcher Scheininseln folgend, handelt es sich dabei um kartografisch festgehaltene, jedoch höchstwahrscheinlich inexistente Eilande.

Getragen durch den der Band innewohnenden Entdeckergeist, handelt das temporeiche Titel- und Eröffnungsstück von der Expedition zu einer solchen Phantominsel, die dem Erzähler in der Nacht erschienen ist.

Die Reise ins erträumte Land – und dies gilt für das ganze Album – erweist sich als Verstand raubende Odyssee, als Kampf mit der eigenen Paranoia. Schließlich kommt es zur Begegnung mit mythologischen Kreaturen, die den Erzähler zum Rückzug zwingen.

Stimmig verläuft die Erkundung des unheimlichen Ungewissen, die KGLW zu anderen Ufern führen, in neuem musikalischen Gewand. So ist „Phantom Island“ in Zusammenarbeit mit dem britischen Komponisten Chad Kelly entstanden, der dem Kern der Songs einen opulenten und dennoch schmiegsamen, orchestralen Mantel umlegte.

Entwickelt wurden die zehn Stücke bereits parallel zu den Arbeiten am Vorgängerwerk „Flight b741“. Während in selbigem die lautstärkeren landeten, sollten die übrigen entspannteren Songs auf ein eigenes Album.

Was aber nicht bedeutet, man könnte „Phantom Island“ zur Hintergrundberieselung laufen lassen. Dafür sind die Arrangements des von Mastermind Stu Mackenzie angeführten Kollektivs viel zu anspruchsvoll. Geschwindigkeits- und Gesangsstimmenwechsel machen jeden einzelnen Track zu einem kleinen aufregenden Trip durch das von Fans stetig neu ausgelegte KGLW-Universum.

Neben dem Titeltrack stechen dabei das energetische, bereits von Live-Auftritten bekannte, „Grow Wings And Fly“ sowie das an David Bowie erinnernde „Aerodynamic“ heraus. Aber auch zunächst unscheinbar wirkende Titel wie „Lonely Cosmos“ oder „Silent Spirit“ überzeugen durch feine Instrumentierung und unnachahmliche Sogkraft.

Die Idee, nach all den bisherigen Sound-Experimenten nun ein Orchester-Album zu produzieren, erweist sich als Glücksfall. Das Gizzverse leuchtet auf „Phantom Island“ in prächtigen Farben.

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