Die neueste Reinkarnation von King Gizzard & The Lizard Wizard hat Fliegen gelernt. Dafür werfen sich die australischen Millionensassa Hals über Kopf in Southern Rock, Country und jede Menge Call & Response. Das Ergebnis: So groß wie hier klang die Band schon sehr lange nicht mehr.
Eine Band wie King Gizzard & The Lizard Wizard hat selbst das übersättigte TikTok-Zeitalter noch nicht madig machen können – welche andere Formation hat in den vergangenen Jahren, vielleicht sogar im gesamten Post-Beatles-Musikzeitalter, ansonsten so einen immens hohen quantitativen Output auf einem solch absurd hohen Niveau?
Spoiler: Auch “Flight b741” reißt diese Serie nicht ab, ganz im Gegenteil. Thematisch springen Hörer*innen auf das konfuse Flugobjekt des Covers und sausen dann zehn Songs lang durch die Lüfte. Im Gepäckraum liegen dafür jede Menge Mundharmonika, lässige Rhythmen und sicher auch der ein oder andere Grashalm für die Mundwinkel.
Das 26. (!) Album der Kreativköpfe ist bei dieser auf dem Papier doch recht unbeeindruckenden Kombination absolut unwiderstehlich: Wer zu “Rats In The Sky” nicht jede Faser seines Körpers zappeln lassen muss, hat wohl ein klares Rhythmus-Defizit.
Das Album baut auf diesen unverschämt eingängigen und nach vorne treibenden Beats, die bei all der Sound-Nostalgie in jeder Sekunde maximal lebendig klingen. Den tausenden Call & Response-Episoden und fetten Chören sei das zu verdanken.
Ob der Mundharmonika-Showdown in “Mirage City” oder das theatralische Honky-Tonk-Klavier vom “Hog Calling Contest” – die Band aus Melbourne dreht auf dem Highway voll auf, selbst wenn es gedanklich auch mal in kühle Regionen gehen mag (“Antarctica”).
In all der übersprühenden Lebendigkeit steckt die Spielfreude von King Gizzard an, die sich in Songs wie “Le Risque” in musicalesquen Pathos verwandelt.
Die Frage nach dieser weiteren grandiosen King-Gizz-Platte bleibt: Wann kommt hier endlich der passende Film, der all diese musikalischen Bänder zusammenbringt? Bis dahin darf die nächste Tour aber gerne erstmal kommen. “Flight b471” will getanzt werden.