Irland verbindet man hierzulande meist mit spektakulären Landschaften, deren Charme auch in ihrer Rauheit liegt. Passend also, dass die Nordiren von And So I Watch You From Afar ihr neues Album „Megafauna” genannt haben. Denn wo viel Natur ist, floriert auch die Tierwelt.

Aber es lassen sich noch mehr Parallelen zwischen der Heimat des Quartetts und ihrer Musik finden. Denn genau wie die grüne Insel überzeugt der verfrickelte Post-Rock ebenfalls mit rauer Schönheit.

Wenn man möchte, entdeckt man überall auf „Megafauna“ die verschiedenen Elemente. Sind die Gitarren des verspielten Intros von „North Coast Megafauna“ vielleicht ein Blatt, das sich gerade vom Wind durch die Landschaft treiben lässt?

Wenn das Schlagzeug ein bisschen später einsetzt und anschließend richtig loskracht, könnte seine Reise in einem reißerischen Wasserfall geendet sein, mit dem es in die Tiefe stürzt, um sich anschließend entspannt flussabwärts treiben zu lassen.

Das können And So I Watch You From Afar einfach: das Kopfkino anschalten. Bemerkenswert ist, wie mühelos es ASIWYFA schaffen, Komplexes eingängig erscheinen zu lassen.

Denn nicht nur „Any Joy“, ein Track, der mit Piano, ruhigen Gitarren und großen Streicherbögen überraschend leisetretend daherkommt, ist zugänglich. Auch „Do Mór“ ist beispielsweise so ein Song, bei dem zusammen geht, was auf den ersten Blick eigentlich gar nicht zusammengehören kann:

Wildes Prog-Rock-Geknüppel trifft auf lässige Grooves.  Der atmosphärische Mittelteil lässt einen durch Traumwelten schweben und gerade genug Luft zum Durchatmen, bevor zum Ende nochmal in alle Richtungen ausgetreten wird. Ähnliches gilt für den Titel „Gallery Of Honour“.

Herzstück von „Megafauna“ ist der Doppelschlag „Mother Belfast“, der eine Hommage an die Heimatstadt der Iren ist. Nachdem der vertrackte Rhythmus zu Beginn noch den lebhaften Puls der Stadt verkörpern könnte, erinnern die jazzigen Gitarren in Kombination mit Klavier eher an Radiohead und entspannte Picknicks im Park, bevor gegen Ende mit Vollgas in eine wilde Nacht hineingaloppiert wird.

Auf „Megafauna“ gelingt es And So I Watch You From Afar, gekonnt große Geschichten zu erzählen – und das ganz ohne Worte.

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