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GYFTH – Muss Los

Unser Nachbarland Österreich mausert sich zum Musikexportland. Neben Wanda, Bilderbuch und Granada, sorgen auch schrägere Vögel wie Voodoo Jürgens & Co. schon lange, auch in Deutschland, für gut besuchte Konzerte. Mit Gyfth stehen nun fünf Jungs aus Wien und Linz bereit, mit Postpunk und Hardcore das Exportgenre zu erweitern.

Die Bandmitglieder, die aus ehemaligen Mitgliedern von VERRAT und IMPLORE zusammengefunden haben, haben selbst noch weitere Projekte am Laufen. Nach einer trinkfreudigen Nacht hat man sich wohl aber zusammengefunden, um mit Gyfth gemeinsam zu musizieren. Nach der EP “Aus Allen Wolken” folgt nun mit “Muss Los” das erste Album.

Dass die Bandchemie stimmt, bezeugen die acht Titel, die Genrefreunde mehr als zufriedenstellen werden. So vergeht das Glockengeläut von “Opfer!” schnell im brachialen Drumgewitter und dem energischen Gesangseinsatz von Sänger Alex.

Sozialer Druck, Weltschmerz und die Ängste unseres zivilisierten Lebens stehen im Mittelpunkt der Texte der Österreicher, die sich im hymnischen Chorus ebenso widerspiegeln wie im Bassgrollen von “Deine Party”, die derart lame ist, dass man frühzeitig den Heimweg antritt.

Das Gegenmittel für fade Parties haben Gyfth selbst im Gepäck: “Ansturm” rifft sich querbeet mit “Jetzt-komm-schon”-Motivationsrufen durch den Moshpit und lässt sich dabei auch vom “Schnee in Wien” nicht stören. Shout-Parts graben sich ein, während die Saitenschläge wuchtig niederprasseln und man über die Sinnlosigkeit des Tuns sinniert. Man wartet auf den großen Exit Point des Tracks, der sich leider nicht einstellen will.

“Todesser” zerrt an den Riffs, wirkt aber deutlich melodiöser und fast schon aus einem Guss mit dem folgenden “Sich Schüchtern Einbauen”. Dem Hardcore treu prügelt man sich im Stakkato-Rhythmus des Gesangs durch die Flora und Fauna der Metalinstrumente. Die Zeile “Scheiß doch drauf” wird zum Credo dieses Titels, der sich zum Höhepunkt des Albums mausert.

Denn “Akku Leer” gniedelt sich zunächst kraftlos growlend durch altbekannte Genrepfade, bevor im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufgeht und sich der Pfad zu höheren Weihen auftut. Erlösend sorgen die Stromgitarren für ein versöhnliches Ende des vorletzten Titels.

Gyfth haben mit “(Bruder) Muss Los” noch einen Leckerbissen im Gepäck. Duellierend finden sich Saiteninstrumente und Drums ein, um den feuerspuckenden Gesang gewähren zu lassen. Der Ehrfurcht gebietende Einsatz legt Brandherde der Eingängigkeit, begleitet vom tosenden Sturm des Schlagzeugers.

Wer sich bei Postpunk und Hardcore wohlfühlt, darf mit Gyfth bedenkenlos seine Playlist erweitern. Sie lassen mit “Muss los” ordentlich sozialen Druck ab, der in den textgewaltigen Titeln des Öfteren implodiert. Wer mit Callejon und Everytime I Die gut klar kommt, sollte Gyfth unbedingt anhören.

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