Weltschmerz meets Chöre und Indie-Hits, die vierte. Leoniden melden sich drei Jahre nach “Complex Happenings Reduced To A Simple Design” zurück – und dazwischen mögen noch so viele globale und nationale Krisen sowie interne Bandveränderungen liegen:
“Sophisticated Sad Songs” klingt genau so, wie man sich das erhofft oder gedacht hat. Nach keiner anderen Band, dafür aber 100% nach Leoniden.
Das haben schon die Vorab-Songs vorgetanzt, die ziemlich genau da weitermachen, wo die Leoniden kürzlich aufgehört haben. Es ist Euphorie in der Luft, die bei den immer lauteren Chören und immer breiteren Soundwänden aufschäumt (Beispiel: “Never Never”), aber zwischen den Zeilen auch immer wieder Selbstzweifel und überhaupt Angst um die gesamte Welt zu hören.
Komplizierte Ereignisse, heruntergebrochen auf ein einfaches Design eben. Dafür ist die Platte dann auch angenehm bekömmlich für alle Fans und vermutlich recht unspektakulär für alle, die mit dem eigenwilligen Sound bis dato auch noch nichts anfangen konnten.
Davon sollte es aber nicht viele geben, denn Leoniden sind nicht nur maßlos sympathisch, sondern auch musikalisch schlicht maximal unterhaltsam. “Motion Blur” arbeitet als Opener dafür noch mit mehr Synthesizern als der bisherige Katalog der Band, doch abgesehen von derart leichten Abweichungen bleibt das Konzept so klar wie mitreißend:
Jakob Amr croont lässig und rhythmisch in den Strophen und lädt sich für den Refrain die nächsten dicken Begleitstimmen hinzu.
In “Necklace” fallen dabei verschrobene Rhythmen auf, die mehr auf Synthies und Streichern basieren als die sonst klassischen Indie-Songs.
“Keep Fucking Up” hingegen ist in seine Riffs verliebt und spielt diese kantiger als leoniden-typisch. Ein schicker Farbtupfer, der unter anderem bei “You – You” ebenfalls aufgenommen wird.
Andere Tracks wie “Calculator” flirten mit dem Funk, wenn Amrs Kopfstimme sich wieder so herrlich davon treiben lässt – und “Tinnitus” beendet die ganze Feier mit einem zögerlichen, verhältnismäßig reduzierten Sound. “I’m holding it together ’til the lights go out”, heißt es hier.
Und bis hier die Lichter ausgehen, ist das Quintett aus Kiel auch noch eine der besten Livebands der deutschen Indie-Szene. Diese Platte liefert dafür neue Hymnen, aber keine bahnbrechende Neuerung.