Während die Menschen am gestrigen, sonnigen Donnerstagabend langsam in den Kölner Tanzbrunnen eintrudeln, läuft im Hintergrund Jack Johnson. Was auch sonst. Wenn es jemanden gibt, den man nicht nur musikalisch als Ziggy Alberts‚ Bruder im Geiste verbuchen kann, dann ihn. Beide Surfer, der eine aus Hawaii, der andere aus Australien. Beide machen Gitarrenmusik, der man alleinig den Vorwurf der banalen Gefälligkeit machen könnte.

Im Gegensatz zu Jack Johnson, der die Bühne des Tanzbrunnens vor einem guten Jahr mit einer mehrköpfigen Band betrat, bestreitet Ziggy Alberts sein Set fast gänzlich im Alleingang. Ganz getreu dem Motto seines Songs „Simple Things“ erfreuen sich die Kölner genau daran. Ein Mann und eine Gitarre; mehr braucht es für die guten Vibes nicht.

„Es gibt drei Regeln heute Abend“, erklärt Alberts, der als waschechter Surfer natürlich barfuß auf der Bühne unterwegs ist, nach „Gone“:

„1. Obwohl ich einen lustigen Schnurbart und Frisur habe, müsst ihr mich jederzeit ernst nehmen. 2. Gebt aufeinander acht und 3. Wenn ihr die Lyrics zu den Songs kennt, dann singt mit, okay?“

Der letzte Part gelingt überraschenderweise besonders gut bei „Where Does The Love Go?“, ein Song, der bislang noch nicht veröffentlicht ist, der – dank seines simplen Refrains – aber keine großen Ansprüche stellt. Außerdem erklärt Alberts vorher alles ausführlich.

Mittlerweile hat er sich auf einer kleinen Bühne inmitten der Menschen niedergelassen, wenn auch nur für zwei Songs. „Meine Karriere startete mit Wohnzimmerkonzerten. Und weil für mich die enge Verbindung mit dem Publikum bis heute das Schönste ist, möchte ich das beibehalten, auch wenn die Shows größer werden.“

Die Menge dankt ihm diese Nahbarkeit nicht nur mit tatkräftiger, gesanglicher Unterstützung, sondern auch rhythmischem Mitklatschen. Trotz aller Wohligkeit und Wärme blitzt bei den Ansagen immer wieder eine sympathische Prise Selbstironie durch. So fragt Ziggy Alberts nicht nur, wer bereits bei anderen Shows von ihm gewesen sei, sondern auch, wer heute Abend einfach mitgezerrt worden ist und eigentlich gar keine Ahnung von seiner Musik hat. Willkommen sind alle gleichermaßen.

Ehrlicherweise muss man kein großer Fan sein, um bei diesem Konzert einen guten Abend zu haben. Alberts ist dermaßen sympathisch und seine Musik so angenehm unaufgeregt, dass man maximal genau das bekritteln könnte.

„Runaway“ ist der einzige Song des Abends, den er nicht im Alleingang performt, sondern Unterstützung von Support-Act Steph Strings erhält. Sie hätte ruhig bei ein paar mehr Songs mit eingeplant werden können, denn die beiden Gitarren, inklusive Gitarren-Solo, sorgen für ein kleines bisschen Abwechslung.

Nach „Love Me Now“ verschwindet der Australier schließlich völlig ohne Ankündigung oder Abschiedsworte von der Bühne. Für die anschließende Zugabe hat Ziggy Alberts einen weiteren, unveröffentlichten Song im Gepäck, der einen leichten Stilwechsel andeutet. Statt der Gitarre hält Alberts nur das Mikro in der Hand und lässt sich von einem opulenten Backing-Track begleiten.

Ob man ihn 2025 auch wieder in Köln willkommen heißen würde, fragt Ziggy danach. Natürlich, wie könnte die Antwort auch anders ausfallen. Mit dieser Aussicht ist die Trauer nach „Laps Around The Sun“, das nach knapp 90 Minuten den finalen Schlusspunkt markiert, nicht ganz so groß.

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