Manchmal ist weniger einfach weniger. Wenn man eingängige Radiosongs nimmt und ihnen das glatt produzierte Pop-Fleisch vom Leib reißt, bleibt am Ende nur ein Skelett. Ein Skelett, das mit klappernden Knochen am Lagerfeuer sitzt und Unplugged-Versionen seiner größten Hits spielt.

So in etwa fühlt sich “High Times” an, das fünfte Studioalbum von Mighty Oaks. Ein Werk, das nach drei Jahren Pause entstanden ist. Die Zeit ist nicht spurlos an den drei Musikern vorbei gegangen, die Musik hört sich spürbar anders an als auf den Vorgänger-Platten.

Auf dem letzten Album “Mexico” blieb das Trio noch seiner Formel treu, Indie-Folk mit Pop-Bombastik zu kombinieren. Die Lieder waren wuchtig und treffgenau – trotz oder gerade wegen ihrer stromlinienförmigen Produktion.

Nun also die Kehrtwende. Zurück zur Quelle, alles auf Anfang. Eine Band auf der Suche nach ihren Wurzeln, die vor allem in akustischer Gitarrenmusik liegen. 12 Songs, auf das Minimum reduziert und in ein Album gegossen. Ein Album, das suggeriert: “Aufgepasst, hier wird es authentisch.”

Mighty Oaks entschieden sich bei ihrem neuen Album für eine zurückgenommene Produktion, bei der sie sich komplett auf ihre Musik konzentrieren konnten. Auch diesmal sind zugängliche Melodien und eingängige Texte entstanden. Aber es fehlt etwas, man vermisst die Energie, die Alben wie “Mexico” ihr ganz spezielles Indie-Pop-Gefühl verlieh.

Die Band wendet sich nach eigener Aussage gegen Musik, die “slick, clean und glatt produziert daherkommt.” Aber genau diese Art der Produktion hätte es gebraucht, um ein Werk zu schaffen, das echten Unplugged-Charakter besitzt.

Stattdessen ist “High Times” zwar weniger Produktion, aber leider auch weniger Kunst-Kommerz. Wie ein Sportwagen, bei dem man in voller Fahrt die Handbremse anzieht.

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Album

Mighty Oaks – Mexico

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