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Mighty Oaks – Mexico

Nach über einem Jahr Pandemie tun sich auch die optimistischsten Menschen schwer, der ganzen Sache noch etwas Gutes abzugewinnen. Angesichts der täglichen Horror-Nachrichten mag das ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, aber immerhin hat die Situation uns „Mexico“ beschert, mit dem sich Mighty Oaks gezwungenermaßen den lang gehegten Traum vom eigenen Kellerstudio erfüllt haben.

Für eine Band, die inzwischen auf drei Alben, vier EPs, diverse Auftritte auf den großen Festivalbühnen und Konzerte im Vorprogramm von Kings Of Leon oder Chvrches zurückblicken kann, muss die Rückkehr zu so einem beschränkten Umfeld frustrierend sein – könnte man meinen.

Aber das Berliner Trio hat das Jahr, das seit ihrer letzten Platte „All Things Go“ vergangen ist, bestmöglich genutzt. Als kurz nach ihrer Tour der Lockdown kam, ließen sie sich notgedrungen auf das Abenteuer Home-Recording ein.

Ohne eine genaue Vorstellung, wie die vielen Instrumente der Band in so einer Umgebung klingen würden, wagten Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders das Experiment – das überzeugende Resultat: „Mexico“.

Das Band bleibt sich auf der Platte treu, denn die 12 Songs auf verbinden immer noch ziemlich kunstvoll ehrlichen Indie-Folk mit Radiotauglichkeit und punkten mit der für sie so typischen Eingängigkeit.

Wie bei ihren vorherigen Platten ruhen sich Mighty Oaks aber nicht darauf aus, endgültig einen Sound gefunden zu haben, sondern strecken weiter die Fühler in verschiedene musikalische Richtungen aus.

Dabei wirken sie auf „Mexico“ direkter und nachdenklicher denn je. Und die drei beweisen mal wieder, dass sie über so Einiges nachdenken: Über das „Land Of Broken Dreams“ (eine Anspielung auf Hoppers Heimat, die USA), das trotz sinisterem Titel ziemlich positiv klingt, über die Liebe mit all ihren Höhen („Gold To Me“, ein simpler, zuckersüßer Lovesong ) und Tiefen (das dynamische, eingängige „Ghost“).

Und der Titeltrack der Platte, geschrieben, als „Menschen sich um eine Packung Toilettenpapier stritten“, verpackt die Verzweiflung über eine groteske Gesamtsituation und die darauffolgende Kurzschlussreaktion, einfach nur abhauen zu wollen, in eine Melodie mit Ohrwurm-Qualität.

Überhaupt ist es ziemlich schwierig, die Tracks von „Mexico“ wieder aus dem Kopf zu bekommen, wenn man sie einmal gehört hat – bei Mighty Oaks’ Gespür für gefällige, poppige Folk-Hymnen möchte man das aber eigentlich auch nicht.

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