Ist es ein Frisbee? Ist es ein Reifen? Nein! Es ist „Rack“, die neue Platte von The Jesus Lizard. Und sie zischt im Affenzahn über’s Wasser wie die Echse, von der die Name ihren Namen hat.
Die Fans der Band um Leadsänger David Yow mussten 26 Jahre auf ein neues Album warten. Sehnsüchtig, schmachtend, und manchmal nicht mehr ganz so hoffnungsvoll. Aber das Warten hat sich gelohnt.
„Rack“ klingt so, wie ein Doppeldecker-Sandwich schmeckt: Vielschichtig, voller Sinnesexplosion und doch so unkompliziert, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt. Es ist ein Genuss, und jeder neue Song so direkt und unmittelbar, wie es wahrscheinlich nur diese Band vermag.
The Jesus Lizard waren nie wirklich untätig. Immer wieder spielten die Musiker auch live. Aber so richtig wagte keiner mehr zu hoffen, dass außer Re-Releases der alten Top-Alben noch einmal etwas Neues kommt.
Und irgendwie fragt man sich, ob man nicht doch die fiktive Band Talking Queens Of The Rollins hört. Eine Supergroup aus Talking Heads, Queens Of The Stone Age und Rollins Band, mit dem zwischen sprichwörtlicher Taktlosigkeit und verspielter Theatralik mäandernden Gesang von David Byrne, dem dampframmenden Gitarrenspiel von Josh Homme und der Intensität und Geradlinigkeit eines Henry Rollins.
Denn es hat sich schon etwas verändert. Wo so viel Zeit vergeht, verändern sich musikalische Vorlieben. Menschen verändern sich. Deshalb wäre es unfair zu erwarten, dass die Band nach über einem Vierteljahrhundert noch genauso klingt wie auf den letzten Alben „Shot“ und „Blue“.
Trotzdem: Die rohe, ungeschliffene Naturgewalt, die sich in Gestalt eines David Yow erst über die Bühne und dann über’s ganze Publikum ergießt, hat sich keinesfalls erschöpft. Vielmehr hat sich der kreative Sturm von The Jesus Lizard nur aufgeladen.
Über all die Jahre hat sich etwas aufgestaut, das spürt man. Der Sturm hat gewartet, hat Kraft getankt und ist nun bereit, mit voller Wucht über alte und neue Fans hereinzubrechen.