160.000 wie beim Konzert in Mexiko City im April dieses Jahres waren es zwar nicht, aber auch die am gestrigen Donnerstag vor dem Felsenkeller versammelte Menschentraube war nicht zu übersehen, denn wo sich die New Yorker Alternative-Ikonen Interpol ansagen, ist die Hütte voll.
Paul Banks und Daniel Kessler (plus Tourverstärkung für den erkrankten Sam Fogarino) sind anlässlich des 20. Geburtstags von „Antics“ unterwegs, dem in einem Künstlerleben so schwierigen zweiten Album, das es schaffte, ihr grandioses Debütalbum „Turn On The Bright Lights“, mit dem eine lange vakante Position im Joy-Division-Vakuum besetzt wurde, noch zu toppen.
21:15 Uhr stimmen Interpol samt Begleitung mit „Next Exit“ den bejubelten Einstieg in das Konzert und die zu feiernde Platte „Antics“ an. Die Stücke im ersten Teil des Sets folgen exakt deren Reihenfolge, sorgt „Evil“ im proppenvollen Saal sofort für Textsicherheit und vibrierenden Hallenboden.
Die Frage „Why can’t we just look the other way“ stellt sich nicht, weder hier noch im weiteren Verlauf des Abends, hängen die Blicke der Zuschauer*innen beim Treiben von Strobo-Gewitter gebrochenen Dämmerlicht doch auf der Bühne fest.
Wie üblich bleibt dort die große Aktion aus, ein cooler Paul Banks, den man auch schon schlechter gelaunt erlebt hat, ein pragmatischer Daniel Kessler und die stoische Sam-Fogarino-Vertretung konzentrieren sich auf das Wesentliche, spannen einen wärmenden Himmel aus Melodie und Melancholie über den proppenvollen Saal.
Die Gassenhauer „Slow Hands“ und „Not Even Jail“ brettern mit viel Druck aus den Boxen. Der Akustik und der Lautstärke geschuldet, wird während der Show nicht jede Feinheit, mit denen die Arrangements auf der Konserve ausgeleuchtet werden, dargestellt.
Es wühlen sich Gitarren, Bass und Schlagzeug durch eine Soundwand, doch dies stört im euphorisierten Saal nicht – „Dankeschön“ sagt der Mann am Mikrofon am Ende der Nummern nicht nur aus Höflichkeit.
22:00 Uhr ist „Antics“ durch, stöbern Interpol nach kurzem Abgang in ihrem Backkatalog. „Pioneer To The Fall“ und weitere Beiträge von „Our Love To Admire“ folgen.
„My Desire“ von „El Pintor“ und „Into The Night“ aus dem aktuellen Album „The Other Side Of Make-Believe“ bis „Lights“ von der selbstbetitelten Ausgabe: die Auswahl der Protagonisten stößt in Leipzig auf genau so viel Gegenliebe wie der Anlass der Veranstaltung.
Da sämtliche Folgewerke nicht an den Status der beiden ersten Alben heran reichten, sind weitere Jubiläumstouren nicht zu erwarten, die mit „PDA“ in die Nacht entlassenen Besucher*innen hätten aber ganz sicher nichts gegen weitere Interpol-Auftritte in einem anderem Kontext.
Eine Antwort
Sam Fogarino saß nicht am Schlagzeug.
https://www.nme.com/news/music/interpol-drummer-sam-fogarino-to-stay-off-the-road-for-the-time-being-3616574