La Fleur macht sich mit ihrem Debütalbum nicht von Null an, aber doch entschlossen, zur Königin der subtilen Ekstase. Die gebürtige Schwedin, die eigentlich Sanna Engdahl heißt, hat im Grunde längst ihre eigene Stimme in der Welt der elektronischen Musik gefunden, auch ohne Album.

Dass „Väsen“ überhaupt erscheint, ist eine kleine Überraschung, schließlich war die Platte eigentlich schon 2020 im Kasten. Während der Pandemiejahre zog Engdahl allerdings von Berlin zurück nach Schweden und arbeitete als leitende Angestellte in einem Stockholmer Krankenhaus. Das größtmögliche Kontrastprogramm zur urbanen Clubszene also.

La Fleur nutzte die Zeit, um die Platte immer wieder zu überarbeiten. Das Ergebnis ist nun stilvolle Electronica, bei dem die Grenzen zwischen House und Techno durchlässig sind. Die Tracks entwickeln sich langsam, sind energiegeladen, aber nie aggressiv.

Die Szenerie dieser Platte entfaltet praktisch von selbst: Es ist spät in der Nacht, die Menge im Berliner Club ist in Bewegung. Die Bässe schwingen wie ein unsichtbares Netz durch den Raum, der Puls der Stadt vibiriert. Am DJ-Pult steht La Fleur, konzentriert, aber gelassen. Ihre Hände bewegen sich mit Präzision, als würden sie die Energie im Raum dirigieren.

In einer Szene, die oft von den immer gleichen Grooves und Hypes lebt, hebt sich „Väsen“ durch eine subtile Radikalität ab. La Fleur hat es nie nötig, sich auf plakative Effekte zu verlassen. Ihre Kunst liegt in der Beherrschung des Feinen, im Spiel mit den Erwartungen.

Interessant ist dabei, dass sie ursprünglich eine ganz andere künstlerische Laufbahn eingeschlagen hatte. Bevor sie hinter den Decks stand, war sie Tänzerin, und diese physische Beziehung zur Musik spürt man in jedem der neun Tracks.

Taktgefühl und Präzision wirken wie die einer Choreografin, die nicht nur Musik spielt, sondern Bewegung und Emotionen gleichermaßen orchestriert. Vielleicht liegt genau hier ihr Geheimnis.

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