Tocotronic haben heute ihre neue Single „Golden Years“ inklusive Musikvideo veröffentlicht. Es ist die zweite Single und der Titeltrack von ihrem neuen Album, das am 14. Februar 2025 via Epic (Sony) erscheint.
Seit letztem Jahr sind Tocotronic nicht mehr bei Vertigo/Universal, sondern haben sich entschieden, nach 16 Jahren das Label zu wechseln. Ihre ersten sieben Alben bis inklusive „Pure Vernunft darf niemals siegen“ von 2005 waren noch beim Hamburger Indie-Label L’Age d’Or erschienen, das seinen Betrieb 2007 leider eingestellt hat.
Was die Band seit Jahrzehnten auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, musikalische Entwicklung nicht als linearen Prozess, sondern als lebendigen Dialog zu begreifen. Jeder Song wird zum Kommentar, jedes Album zur Befragung des eigenen künstlerischen Werdegangs. Leitmotive werden nicht wiederholt, sondern neu erfunden, immer im Gespräch mit der sich wandelnden Gegenwart.
In einer Welt, die von digitaler Kälte durchdrungen ist, schaffen Tocotronic mit ihrer neuesten Single „Golden Years“ einen musikalischen Sehnsuchtsraum voller Wärme und menschlicher Nähe. Die Band, die seit Jahrzehnten die Kunst des poetischen Nachdenkens kultiviert, taucht ein in eine melancholische Reflexion über verlorene Begegnungsmomente.
Die Gitarrenklänge wehen wie sanfte Winterwinde durch den Song – kühl und zugleich intim. „Wo man den Leuten noch begegnet“, singt Dirk von Lowtzow und trifft damit einen Nerv der Generation, die zwischen Smartphone-Einsamkeit und dem Verlangen nach authentischer Verbindung gefangen ist. Der Song ist ein kulturelles Dokument, eine zärtliche Kartographie vergangener Zeiten.
Tocotronic gelingt dabei etwas Bemerkenswertes: Sie idealisieren nicht, sondern durchleuchten die Vergangenheit mit analytischer Zärtlichkeit. Das gleichnamige Album „Golden Years“ präsentiert sich als intimes Zeitzeugnis, das persönliche und politische Erfahrungen kunstvoll verwebt.
Zu der Single „Golden Years“ gibt es auch ein Musikvideo. Gedreht von Timo Schierhorn, ist es eine poetische Vision der Melancholie: Tocotronic’s Zeitreise in Schwarz und Weiß.
Von Lowtzow und seine beiden Mitreiter Jan Müller und Arne Zank erschaffen eine atmosphärische Meditation über Bewegung, Einsamkeit und den unsteten Rhythmus moderner Existenz.
Zwischen den Musikern und der Landschaft entsteht ein visueller Dialog der Sehnsucht. Lastwagen ziehen wie stumme Wanderer durch endlose Weiten, während wild lebende Tiere in der Dunkelheit auftauchen – fragile Wesen zwischen Wildheit und Verloren-Sein.
Schierhorn und Tocotronic schaffen ein bewegtes Gedicht über Entfremdung und die zerbrechlichen Verbindungen zwischen Mensch, Maschine und Natur. Jeder Schnitt wird zur Reflexion, jede Bewegung ein Statement über das Unterwegs-sein in einer Welt, die zwischen Stillstand und ununterbrochener Bewegung oszilliert.
Dirk von Lowtzow steht dabei wie ein sensibler Chronist dieser Zwischenzustände – mal präsent, mal scheinbar abwesend, immer aber mit einer intimen Präzision, die das Ungesagte zwischen den Bildern zum Sprechen bringt. Ein visuell-minimalistisches Werk, das die Grenzen zwischen Dokumentation, Poesie und gesellschaftlicher Diagnose verwischt.