Alle Pegel komplett aufgerissen. Noise-Gewitter zum Einstieg. „Moonshot“ eröffnet „Blindness“, das dritte Album von The Murder Capital. Das Stück wäre eher dafür geeignet, ein Konzert abzuschließen und alle verschwitzt und erschöpft nach Hause zu entlassen.
Der Noise-Pegel bleibt auf Anschlag bis zum Ende. Gitarren jaulen und kreischen, Drums ballern, was das Zeug hergibt. James McGoverns Gesang ist nicht weniger intensiv, textlos schreiend schließt er den Song ab. Schon jetzt eine ganz andere Intensität als auf ihrem letzten Album „Gigi’s Recovery“ von 2023.
Mit der Single „Words Lost Meaning“ lösen die fünf Iren das Versprechen des Songtitels auch sofort ein. Eingängiger und deutlich schmeichlerischer zu den Ohren schrauben sie die Dichte drückend und melancholisch nach oben. Wiederhole Dinge zu oft und sie verlieren ihre Bedeutung.
„Can’t Pretend To Know“, die nächste Single, legt die Geschichte über den gewohnt sägenden Gitarrensound. Ungewöhnlich untermalt von sporadischen Piano-Tönen. Die fünf hetzen unaufhörlich auf ein unklares Ziel zu. „I’m just a plastic figurine. So I can’t pretend to know. No, I don’t, no, I don’t, I don’t know.”orn Into The Fight” minimalistisch ruhig und fatalistisch traurig einsteigt. Selbstverständlich nur, um schreiend in ein kreischend treibendes Inferno zu eskalieren. Eines der Stücke, das ganz sicher in Erinnerung bleiben wird.
Genauso wie „The Fall“, das mit atemlosen Stakkato-Lyrics und einer aufjaulenden Hookline seinesgleichen sucht. Durchatmen zu einer kurzen Balladen-Unterbrechung, bevor es wieder zur Sache geht. Als einer der abwechslungsreichsten Tracks auf der Scheibe weckt er Erinnerungen an die Stärken des ersten Albums.
Das Wechselbad aus noisiger Härte und verletzlicher Traurigkeit ziehen The Murder Capital bis zum abschließenden „Trailing A Wing“ durch, bei dem sie sich die Eskalation sparen. Leider verliert die zweite Hälfte des Albums etwas gegenüber dem sehr vielversprechenden Anfang.
Alles in allem eine deutlich positive Entwicklung über das letzte Jahr hinweg. Weit weg vom Debütalbum, das einen festen Platz in der Geschichte der besseren Post-Punk Alben haben muss.
Deutlich ausgefeilter und wieder viel authentischer und mitreißender als die letzte Scheibe. Ihrem Post-Punk Stil sind The Murder Capital größtenteils treu geblieben und erweitern ihn um diverse Facetten.
Vermutlich hört man den Emotionen auch an, dass die Dubliner alle Stücke innerhalb von drei Wochen in Los Angeles mehr oder weniger from scratch aufgenommen haben – ohne sie schon davor in vielen Demos zu vermeintlicher Reife dekliniert zu haben.