Die Instrumentalband Tortoise hat gestern ihre neue Single „Oganesson“ inklusive Musikvideo veröffentlicht. Es ist ihre erste Veröffentlichung seit fast zehn Jahren und stammt von ihrem kommenden Album, das über International Anthem und Nonesuch Records erscheinen soll.
Die Geschichte der populären Musik kennt nur wenige Bands, die so konsequent musikalische Grenzen aufgelöst haben wie Tortoise. Aus der pulsierenden Musikszene Chicagos stammend, haben Jeff Parker, Dan Bitney, Douglas McCombs, John Herndon und John McEntire eine musikalische Welt geschaffen, die weit über herkömmliche Genredefinitionen hinausreicht und die Erwartungen an zeitgenössische Rockmusik radikal erweitert.
Nach fast einem Jahrzehnt der Stille sendet die Band mit der digitalen Single „Oganesson“ ein kraftvolles Signal an die Musikwelt. Der Track repräsentiert eine vollständige Neuverhandlung musikalischer Möglichkeiten.
In ihren Kompositionen verschmelzen Jazz-Improvisation, elektronische Experimente, Post-Punk-Attitüde und unkonventionelle Soundstrukturen zu einem komplexen, vielschichtigen Hörerlebnis, das Hörer*innen zwingt, ihre Wahrnehmung von Musik grundlegend zu überdenken.
Mit nur sieben Alben in über drei Jahrzehnten haben Tortoise eine Diskografie geschaffen, die Qualität über Quantität stellt. Das letzte Album der Band „The Catastrophist“ wurde 2016 veröffentlicht – MusikBlog schrieb im Review dazu: „Stehen Tortoise schon seit Anbeginn für eine so libertäre wie hochkomplexe Herangehensweise an Musik, gönnen sie sich und den Fans mit ‚The Catastrophist‘ mehr Poppigkeit und Zugänglichkeit“.
Ihre künstlerische Kraft erschöpft sich nicht in Studioaufnahmen. Live verwandeln Tortoise Musik in ein dynamisches, unvorhersehbares Ereignis. Jeder Auftritt wird zu einer Improvisation, zum kollektiven Experiment, bei dem die Grenzen zwischen Komposition und spontaner Kreation verschwimmen.
Der neue Track „Oganesson“ – benannt nach einem künstlich geschaffenen chemischen Element – symbolisiert präzise ihre Philosophie: Transformation, permanente Neuerfindung, radikale Offenheit.
Für Musikliebhaber*innen, die Sound als komplexe Kunstform begreifen, ist Tortoise eine permanente Inspiration. Sie zeigen, dass wahre musikalische Innovation nicht in Perfektion, sondern in der bedingungslosen Bereitschaft zum Experiment liegt – eine Botschaft, die in der oft standardisierten Musiklandschaft wichtiger ist denn je.
Das dazugehörige Musikvideo von Rob Shaw zeigt eine asketische Schwarz-Weiß-Ästhetik, die den komplexen Rhythmus von „Oganesson“ visuell übersetzt. In einer verschleierten Chronofotografie tanzen geometrische Formen und fragmentierte Bewegungsstudien: Ein rennender Hund, fliegende Vögel, galoppierende Pferde und hüpfende Hasen springen durch das Bild.
Eine choreografierte Symphonie aus Texturen, Linien, Quadraten und fließenden Tropfen, die exakt den komplexen musikalischen Strukturen von Tortoise entspricht.