Xena nennt Mavi Phoenix und Dominic Fike als sein Vorbild und füllt damit schon das optimale Referenzkissen, auf dem sich das Debütalbum „Superstar“ aufbaut. Der Kölner kann in seinem drumcomputer-getriebenen Indie-Sprechgesang-Genremix den Spagat zwischen Lässigkeit und Emotionen mindestens genau so entspannt einbauen.

„Superstar“ hält mit seinem besonderen Sound gar nicht lang um die Ecke. „Nicht Egal“ ist als Opener dabei nur minimal irritierend, denn so synth-lastig wie hier wird das Album im weiteren Verlauf nur selten. Die Verbindung aus Synthesizer-Overlays und Stimm-Verzerrern schwimmt im Billie-Eilish-Kosmos, der anschließend aber schnell verlassen wird.

Stimmungsvoll bleibt es aber auch in den sonst eher riff-getriebenen Songs des Newcomers. Klingt Schwarz auf Weiß nach klassischem Rock, aber Xena bindet die Saiteninstrumente vielfältiger ein.

Klar: „Taktik“ etwa ist mit seinen pochenden Refrains durchaus moshpit-tauglich, sonst ist der Vibe eher auf Tash-Sultana-Entspannungsniveau. Xena vertraut dafür auf die Macht des Loopens, was etwa im vielgeschichteten Finale von „Im Park Liegen“ seine volle Macht entfaltet.

Etwas ätherischer wird es hingegen in „Kopfleichter“; der Titeltrack „Superstar“ wiederum hat Soul eingeatmet. Über diesen vielseitigen Sound-Ideen sprechsingt Xena mit einem angenehmen, aber auch ungewöhnlichen Timbre. Das ist mal beat-getriebener Rap, mal lässiger Dark-Pop-Gesang, mal durch den Effekt-Wolf gedrehte Melodien-Intensität.

Ein schöner Sound macht natürlich noch lange kein spannendes Album – Xena nutzt diese Grundlage aber sehr angenehm dafür, emotionale und auch schön getextete Themen auf den Beat-Tisch zu bringen. Der Titeltrack etwa ist gleichzeitig Hommage an die verstorbene beste Freundin, wie auch dem Wunsch, bekannt zu werden gewidmet.

In den anderen Songs wechseln sich Beschreibungen der (queeren) Lebensrealität mit hingebungsvollen Liebessongs ab. Für Fans von kontemporärem, unangepasstem Pop, der keine Scheu vor Genre-Querverweisen hat, ist „Superstar“ also eine Platte zum Angeben.

Der immer wieder kehrende Drang zur Klimax bringt zudem eine schöne Dramaturgie in die kurzen Songs. Dauerschleife funktioniert jedenfalls super!

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