Klang als Widerstand. So ließe sich das 20. Studioalbum „Noble And Godlike In Ruin“ der Experimental-Weirdos aus San Francisco überschreiben. Deerhoof schöpfen auch hier wieder aus den vollen ihrer unbegrenzten Unmöglichkeiten und liefern ein schillerndes Gegenmodell zu musikalischer Berechenbarkeit.
“I make machines and you are one”, singt Satomi Matsuaki in „Kingtoe“ mit ihrer unverwechselbaren Altstimme und könnte damit auch den Song selbst meinen, wie er maschinell stottert und ächzt und dabei unrund über schiefe Harmonien klappert.
Das Schlagzeug windet sich dabei durch Filter, die es mitunter elektronisch verfremden, doch kein Algorithmus der Welt könnte diese organische Wildheit imitieren – jeder Snare-Schlag offenbart neue Möglichkeiten.
Deerhoof zerlegen das popkulturelle Vokabular mal wieder in seine Einzelteile, um daraus etwas Eigenwilliges zusammenzusetzen: Streicher erinnern an kammermusikalische Experimente und Gruselklassiker, während Bass und Gitarre stoisch weiter schürfen, als wollten sie einem unheilvollen Unterton trotzen.
Das Erfrischende daran ist, dass dieser latente Horror keinem Selbstzweck dient oder gar Willkür einpreist, er trägt eine politische Dringlichkeit in sich – und findet im lärmenden, aufgewühlten „Immigrant Song“ am Ende der Platte seinen Kulminationspunkt:
Der Abschlusstrack beginnt beinahe sanft, mit Matsuakis quäkendem Gesang über enttäuschte Erwartungen bei der US Migrationspolitik – „kindness is all I needed from you / but you think we’re in your house“ –, bevor sich das Stück in einen Taumel aus Lärm und Katharsis auflöst. Hier steht nur noch Satomi Matsuzakis Stimme wie ein leuchtender Fixpunkt im Zentrum des Chaos.
„Noble And Godlike In Ruin“ irrlichtert mal verspielt, mal von dunkler Dringlichkeit durchzogen. An dieser Stelle bricht alles auf und steht in Flammen.