Heavy Lungs spendieren eine zweite Runde Post-Punk der gesalzenen Art und sparen dabei nicht mit Allegorien auf die Gastronomie und die Köstlichkeiten des Reichtums.

Wenn der schwarze Kaviar zwischen den Zähnen klebt, wie auf dem Cover von Heavy Lungs zweitem Studioalbum, spiegelt das die wenig appetitliche Fratze des Turbokapitalismus und ihrer rücksichtslosen Nutznießer wider.

Die Band aus Bristol arbeitet sich gemäß ihrer Genrezughörigkeit seit ihrer Gründung 2017 an der sozialen Schieflage in UK und den Brexitfolgen ab. Das scheint standesgemäß und beinahe obligatorisch, wenn man mit noisigem Post-Punk von der Insel in die Welt drängelt. Und das ist auch erstmal gut und richtig so.

Bei den 11 wilden Songs, die mit einer Gesamtpsielzeit von unter 30 Minuten nur einen mittellangen Arbeitsweg in Anspruch nehmen und allesamt live eingespielt wurden, damit sie ihrer rohen Intensität gerecht werden, läge dann schließlich auch nichts ferner als Versöhnliches oder gar Romantisches abzuhandeln. Die scharfkantigen Ecken sind Pflicht.

Bei Obergrummler Danny Nedelko ist allerdings interessant, welche Perspektiven er für den Missstand einnimmt, um die Position der Ausgebeuteten und der Verlierer klarzumachen.

„Check on, you’re already behind/ What is that, are you going blind/ Send you home in a coffin tonight/ Paracetamol and seventy pints”, schreit er in “Yes Chef” der gebeutelten Küchenhilfe hinterher, bei der man die Schweißperlen auf der Stirn zählen kann.

Im Titeltrack „Caviar“ veranschaulicht Nedelko den dekadenten Exzess zwischen Casino, Medium-Rare-Steak und dem Bad im Kaviar. Luxuriöse Völlerei, die man mit den rohen tieftönenden Gitarren erstmal wieder abwaschen muss.

Musikalisch hat „Heavy Lungs“ dem mittlerweile mehr als umfangreichen Kanon an kravalligem UK-Post-Punk allerdings wenig hinzuzufügen und reiht sich ein zwischen Idles und Shame.

Das ist im besten Sinne: Geliefert wie bestellt.

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