Betterov hat gestern seine neue Single „So High“ veröffentlicht.
Der thüringische Wahlberliner weiß genau, wovon er singt, wenn er von verschraubten Augen und leeren Blicken erzählt. Wer die ersten 18 Lebensjahre in einem 900-Seelen-Dorf verbringt, sammelt zwangsläufig Erfahrungen mit bewusstseinsverändernden Substanzen. Betterov macht aus dieser biografischen Realität kein Geheimnis – im Gegenteil.
Seine neue Single „So High“ blickt auf die adoleszenten Saufgelage zurück, die zwischen Parkbank, Kreisliga-Fußball und Dorfkneipe stattfanden. Dort fungierte Alkohol als Allheilmittel gegen Frust, Stress und die bleierne Langeweile. „Volle Flasche, leerer Blick, wieder mal einen Tag rumgekriegt“ – poetischer lässt sich die Tristesse der Provinz-Jugend kaum zusammenfassen.
Musikalisch bedient sich Betterov dabei einer 80er-Jahre-Synthpop-Ästhetik, die überraschend gut zu seinen melancholischen Betrachtungen passt. Spitz hämmernde E-Drums und sinistres Bassspiel dominieren die Strophen, während in der Hook sehnsuchtsvolle Gitarren die Oberhand gewinnen.
Typisch für den Künstler mündet das Ganze in einem breiten Finalpart, der die inhaltliche Essenz freilegt: „Viel Zeit verschwendet, Bushaltestelle / ich kenn‘ nichts anderes“.
Nach dem gefeierten Top-5-Debütalbum „Olympia“ aus 2022, mit dem Betterov laut MusikBlog-Review „dem Indie-Olymp ganz sicher ein Stück näher“ kam, war es eine Weile ruhig um den Künstler geworden. Der Preis Für Popkultur, Auftritte bei Late Night Berlin und Inas Nacht sowie eine ausverkaufte Headliner-Tour lagen hinter ihm – Zeit für Reflexion.
Das Ergebnis dieser kreativen Pause zeigt sich nun in seiner neuen musikalischen Phase, in der das eigene Aufwachsen offensiv in den Mittelpunkt gestellt wird. Nach der ersten Single „In Meinem Zimmer Spielen Sich Dramen Ab“ gewährt die neue Single einen weiteren Einblick in Betterovs Gedankenwelt.
„So High“ funktioniert dabei als bittersüße Zeitreise in die eigene Vergangenheit, in der Rausch und Ernüchterung Hand in Hand gingen. Es ist eine ehrliche Abrechnung mit der provinziellen Jugend, die ihre Verklemmtheiten mit Alkohol wegzuspülen suchte – und dabei oft nur von einem Filmriss zum nächsten stolperte.
Zum Song wurde ein Visualizer von Zoe Nora Laurence Moritz veröffentlicht.