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Betterov – Olympia

Der Berliner Indie-Künstler Betterov eröffnet auf seinem Debütalbum „Olympia“ das Bild vom höchsten Triumph als Metapher für den absoluten Tiefpunkt: Die Olympischen Spiele repräsentieren nicht wie üblich Erfolg und (sportliche) Spitzenleistungen, sondern widmen sich den Menschen hinter den Bildschirmen, die sich teilweise eher in schwierigen Lebensphasen befinden. Denn in „Olympia“ erzählt der Sänger von Depression, Lethargie und Außenseitertum – verpackt in viele persönliche Anekdoten aus seinem Leben.

Geboren und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Thüringen entdeckte Manuel Bittorf (so der bürgerliche Name von Betterov) schon früh seine Leidenschaft für Musik. Doch so etwas wie eine musikalische Infrastruktur fehlte in seiner Heimat gänzlich, weshalb Betterov die erste Gelegenheit nutzte, um von dort wegzukommen. So gelangte er mit einem zweijährigen Zwischenstopp am Theater in Eisenach schließlich nach Berlin – wo er endlich das richtige Umfeld vorfand, um seine Musikkarriere zu starten.

Diese Vergangenheit ist sowohl in seiner ersten EP „Viertel Vor Irgendwas“ aus dem Jahr 2020 wie auch auf dem nun erschienenen „Olympia“ Thema – zum Beispiel im Song „Böller aus Polen“: „Von allen Orten, die es gibt auf der Welt/Bin ich ausgerechnet hier geboren“.

Der Song beschäftigt sich mit Kindheitserinnerungen des Sängers an die Weihnachtszeit und verflucht sein ländliches Heimatdorf – nur um am Ende dann doch zu einem verträglichen Abschluss zu kommen.

Auf „Die Leute und Ich“, „Berlin ist keine Stadt“ und „Dussmann“ ist Betterov thematisch dann in der Hauptstadt angekommen und verarbeitet diese in für ihn üblichen, lyrischen Sprachbildern, die an Bruce Springsteen oder Tocotronic erinnern, von denen der Musiker seit jeher inspiriert wird, vor allem aber an Thees Uhlmann, zumal auch der Gesang ähnlich dem von Thees zu Tomte-Zeiten ist.

Auf Soundebene setzt Betterov auf hallende Gitarren, schwülen Gesang und 80er-Jahre-Anleihen – verpackt in einen stimmigen Genre-Mix aus Indie-Rock und Post-Punk. Und auch wenn „Olympia“ als solches zumindest thematisch eher einer Abwärtsspirale gleicht – dem Indie-Olymp kommt Betterov mit seinem Debütalbum ganz sicher ein Stück näher.

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