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Ben Howard – Is It?

Wenn man sich Ben Howards Profil auf gängigen Streamingportalen so anschaut, ahnt man, dass es sich bei dem englischen Singer/Songwriter um einen Künstler handeln muss, der in regelmäßigen Abständen an seiner eigenen künstlerischen Identität von vor knapp 12 Jahren gemessen wird. Die Top 5 werden angeführt von Liedern, die mit dem Ben Howard der letzten Jahre vermutlich wenig zu tun haben.

Der gleiche Eindruck entsteht auf seinen Live-Shows, auf denen er nach der Veröffentlichung von “Noonday Dream” 2018 nur für eben jenes Album Platz auf der Setlist machte und die Zuschauer*innen ohne Antwort nach den Hits seines Debütalbums fragen.

Da half es auch nicht, dass sich Howard für sein letztes Album “Collections From The Whiteout” von 2021 Aaron Dessner von The National ins Boot holte, um seinen künstlerischen Konflikt in Albumform zu bündeln.

Umso beeindruckender ist es, dass Ben Howard auch 2023 mit “Is It?” noch immer konsequent Schritte nach vorn unternimmt, anstatt zu den Anfängen zurückzukehren, dass er die unbequeme Introversion immer noch der massentauglichen Surfer-Melancholie vorzieht.

“Is It?” ist – und möglicherweise erklärt das auch den fragenden Unterton des Titels – aus einer gesundheitlichen Notlage Howards heraus entstanden, die ihm die Fragilität und Unsicherheit seiner eigenen Existenz vor Augen geführt hat.

Dieses Gefühl strahlt auf einen Großteil der Tracklist aus, beispielsweise in der unaufgeregten Sonorität von Tracks wie “Life In The Time” oder der atmosphärischen Dynamik von “Walking Backwards Replay”.

Besonders experimentierfreudig scheint Howard im letzten Drittel des Albums zu werden. “Interim Of Sense” und “Total Eclipse” markieren eine kurze bewusstseins-stromartige Übergangsepisode, ehe “Spirit” und “Little Plant” eine erratische Paralleldimension vertonen.

Im Grunde ist Ben Howard mit “Is It?” wieder eine Erinnerung daran gelungen, wofür wir den Briten schätzen gelernt haben: Als Singer/Songwriter, der seine Songs ganz offensichtlich – anders können wir uns die zahlreichen 5-Minüter nicht erklären – nicht an irgendwelche Algorithmen anpasst.

Und vielleicht spielt der nostalgiebefeuernde Algorithmus ihm und uns dann doch irgendwie in die Karten. Er füllt weiterhin große Hallen, in denen wir Platz finden.

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