Im schon bewährten Vierjahrestakt beschenkt uns Lorde, die wahrscheinlich berühmteste Neuseeländerin, mit einem neuen, ihrem mittlerweile vierten, Studioalbum. „Virgin“ heißt das von ihren Fans lang ersehnte Werk.
Eigentlich hatte der Intervall zwischen Album 3 und 4 kürzer ausfallen sollen. Zumindest hatte Lorde dies Anfang 2023 in einem Interview angedeutet. Doch von einem Talking-Heads-Cover und einem Feature mit Charli XCX im letzten Jahr abgesehen, war es relativ ruhig um den Weltstar.
Doch jetzt ist alles wieder da: die allseitige Aufmerksamkeit nicht nur für das Werk der Künstlerin, sondern auch für ihre Person, die – von ihrem im Teeanageralter errungenen Nummer-1-Hit „Royals“ bis hin zu einigen gesundheitlichen Krisen zuletzt – schon immer für Furore sorgte.
Auf dem sommerlich-entspannten Vorgänger „Solar Power“ (2021) konnte man Lorde von ihrer musikalisch bisher seichtesten Seite kennenlernen. Mit „Virgin“ knüpft die 28-jährige nun jedoch an die Intensität der ersten beiden spannungsreichen, mitunter wild pulsierenden Erfolgsalben an.
Dies wird schon im Opener „Hammer“ ersichtlich, über dessen dröhnendem Soundteppich Lordes klare, entschlossene Stimme erklingt. „When you’re holding a hammer, everything looks like a nail”, heißt es nach wenigen Takten. Die Zeit der Samthandschuhe ist vorbei!
Auf ruckeligen Beats, die jeglicher Schmiegsamkeit entbehren, führt uns Lorde in ihr Innerstes. Passend dazu zeigt das Albumcover eine Röntgenaufnahme. Die Farbe des Albums sei transparent, hatte die Künstlerin schon im Vorfeld erklärt.
Dass trotz aller Transparenz Platz für das Rätselhafte bleibt, verdankt sich den vielschichtigen Lyrics. So stellt sich im Falle des energetischen „What Was That“ die Frage, wessen gescheiterte Beziehung hier geschildert wird. Die zu einem anderen Menschen? Oder geht es um Lordes Verhältnis zu ihr eigenen Laufbahn?
Wie auch immer man diese Fragen beantwortet, der Ohrwurm ist garantiert. Und ist „What Was That“ nicht überhaupt die passende Frage, nachdem das gut 30-minütige Werk zu Ende ist und wir uns nach all den hämmernden Beats wie ein Nagel fühlen?
„Virgin“ lebt von seiner Unberechenbarkeit, von seinen eruptiven Umschlagmomenten, aber auch vom Zusammenspiel aus vermeintlich zarter Zerbrechlichkeit und unverwüstlicher Widerstandskraft.