McKinley Dixon macht mit “Magic Alive!“ da weiter, wo er mit „Beloved! Paradise! Jazz!?“ vor zwei Jahren aufgehört hat. Warum auch nicht? Ihm wurde schließlich reichlich auf die Schultern geklopft.
Seit fast einem Jahrzehnt hat McKinley Dixon seine Erfahrungen als gebürtiger Südstaatler, der ab und an in Queens lebt, in anspruchsvolle Rap-Geschichten überführt.
Dass er dabei nicht auf stumpfe Beats, sondern echte Drums, jazzige Orgeln und flirrende Flöten setzt, macht ihn beinahe old school. Schließlich war gerade der frühe Hip-Hop maßgeblich vom Jazz geprägt und schürfte in diesem Genre munter Sample um Sample.
Sein daher als Jazz-Rap titulierter Stil verhalf ihm 2021 mit „For My Mama and Anyone Who Look Like Her“ zum Durchbruch. Ein Stil, der sich 2023 mit „Beloved! Paradise! Jazz!“ nahtlos fort spann. Beide Alben sind reich instrumentierte Ausflüge, die sich mit dem Trauma und der Trauer über den Verlust eines jungen Freundes befassen. Sie sind obendrein gespickt mit zahlreichen literarischen Referenzen.
Gerade Dixons Bewunderung für die Schriftstellerin und erste afroamerikanische Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison kommt auf dem neuen Album „Magic, Alive!“ eindrücklich zur Geltung, die er als eifriger Literaturstudent als die „größte Rapperin aller Zeiten“ bezeichnet.
In vielerlei Hinsicht setzt das atemlose und überschwängliche „Magic, Alive!“ die Arbeit seiner Vorgänger fort, sowohl musikalisch als auch inhaltlich: Es ist die Geschichte dreier Kinder, die ihren besten Freund verlieren und mit den darauffolgenden Turbulenzen zu kämpfen haben.
Die wesentliche Wendung besteht jedoch darin, dass sich das Trio fragt, was sie tun können, um ihren Freund zurückzubringen oder zumindest wieder mit ihm zusammen zu kommen, damit ihre Freundschaft nicht mit dem Tod endet.
Für diese Story setzt Dixon erneut nicht auf Beats im klassischen Sinne. Er baut Versatzstücke aus jazzigen Drums, die von allerhand jazzigen Instrumentarium umgarnt werden und häufig einen relaxteren Vibe versprühen als seine leicht gehetzt wirkenden Raps.
So wie die Lead-Single „Sugar Water“ mit Quelle Chris und Anjimile, die die Frage aufwirft, wie man flüchtige Momente für immer festhalten und das Andenken an Verstorbene bewahren kann. Es ist einer von elf bisweilen knackig kurzen Rap-Tracks, die nicht über die drei Minuten-Marke springen – in Text und Ton aber soviel unterbringen, dass es auch für die doppelte Länge gereicht hätte.
Unterm Strich ist Dixons fünftes Album eine ambitionierte Suite mit häufig überladenen Tracks und politischen Untertönen, die seinen Ruf als innovativen Künstler festigen, ohne ihm wesentlich Neues hinzuzufügen.