Pascal Gabriel aka Stubbleman ist ein stiller Beobachter. Der mittlerweile im Rentenalter angekommene Belgier produziert in seinem Londoner Studio sphärische Musik, die aus seiner Umwelt Inspiration zieht. Mit „1:46:43 – The Ventoux Trilogy“ bringt er 18 vielschichtige, klangliche Exkursionen mit.
Die annähernd zwei Stunden Klangerlebnis bieten dabei Höhen und Tiefen, die des Öfteren dazu verführen, mal den ein oder anderen Titel etwas abzukürzen, da manche von ihnen weniger vielseitig sind, als man sich erhoffen würde.
Pascal Gabriel ist dennoch ein versierter Instrumentalist und versteht sich darauf, „Some Meteorological Observations“ klanglich so aufzubereiten, dass man sich tatsächlich wähnt, im Regen zu stehen.
„The Green Cathedral“ hingegen eröffnet sakrale Weihen. „In The Company Of Oaks“ bringt mit Pianostakkatoklängen und fließendem Synthiespiel einen Spaziergang durch den Wald, bei windigen Wetter vor das innere Auge.
„Infinite Shimmer“ wirkt wie ein gleißendes, pulsierendes Licht und strahlt eine akustische Wärme aus, die sich mit Glockenspiel in eine Trance begibt, aus welcher wir mit „Like A Falcon At Dawn“ erwachen. Das hellklingende Spiel bleibt erhalten und wirkt doch anders, bedrohlicher als vorher.
Das ist die Stärke der Songs, deren Titel das Grundthema vorgeben. Das eigene Gehör und die Fantasie lassen daraus aber doch ein ganz subjektives Erlebnis werden.
So fällt auf, dass Stubblemans Musik eine Dynamik innewohnt, die er uns mit seinen Songs erzählen möchte – einen wirklichen Spannungsbogen zelebriert er dabei aber kaum. Er bleibt stets der Beobachter, teilweise wohl auch seines eigenen Schaffens.
So wirkt zum Beispiel „Lending Splendour“, als würde es sich auf zwei Tönen betten und – in einen sphärischen Nebel gehaucht – in transzendentale Weiten entschweben.
Greifbarer ist „The Vanity Of Human Wishes“, das sich mit Xylophon und Piano zunächst zwar einlullt, mit fiebernden Elektroeffekten aber lebendiger wird, um dem dichten Klanguniversum von „On The Edge Of Presence“ seinen Übertritt in die Traumwelt zu gestatten. Auch hier bleibt ein vielschichtiger Klangkosmos das Grundgerüst um dem Gehör einen Einstieg in den schwerfälligen Titel zu bieten.
Vollends driftet das Album dann in spirituelle Sphären ab, wenn „Rising With The Angels“ fiebrig frohlockend das Himmelstor mit hyperaktivem Glockenspiel öffnet, um in einem sanft berauschten Zustand auf wabernden Synthies hinfortzugleiten.
Spätestens hier ist man sich nicht mehr ganz sicher, ob man nicht aus Versehen „Einschlafmusik“ streamt. Das hat alles ein wenig YouTube-Ambient-Kanal-Vibes und wird auch mit den folgenden Titeln nicht mehr wirklich besser.
Stubblemans Expertise ist das Produzentenhandwerk, was er mit diesem Instrumentalwerk belegen kann. Doch taugt das Album letztendlich doch nur dafür, die heimischen High-End Mitteltöner neu auszurichten oder mal seine Meditationsmusik etwas aufzupeppen.