Wet Leg haben vorgestern ihre neue Single „Davina Mccall” samt Musikvideo veröffentlicht. Der Song ist die dritte Vorabsingle ihres neuen Albums „Moisturizer“, das am 11. Juli via Domino erscheint.
Der Track zeigt das britische Duo von einer völlig neuen Seite – und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn während Wet Leg bisher eher für ihre verschmitzt-ironischen Indie-Perlen bekannt waren, wagen sie sich diesmal an Terrain, das selbst ihre treuesten Fans überraschen dürfte: eine echte, ungeschminkte Liebesballade.
Ja, richtig gelesen. Keine augenzwinkernden Referenzen auf skurrile Internetphänomene, keine kryptischen Wortspiele über die Absurdität des modernen Lebens. Stattdessen: Gefühle, pur und ungefiltert. Eine bemerkenswerte Entwicklung für eine Band, die mit ihrem 2022er Debüt „Wet Leg“ laut MusikBlog-Review noch als „humorvoll, derb und musikalisch beschlagen“ gefeiert wurde.
Wobei – ganz ohne ihre typische Popkultur-DNA kommen Wet Leg dann doch nicht aus. Die Hommage an die britische TV-Ikone funktioniert wie ein emotionaler Türöffner: echte Herzensangelegenheiten, verpackt in vertraute Popkultur-Codes. Wet Leg schaffen es so, tiefe Gefühle durch den Filter dieser Referenzen zu transportieren, ohne dass dabei die Authentizität verloren geht.
Entstanden ist „Davina Mccall“ übrigens im klassischen Bandkollektiv: Gitarristin Hester Chambers legte das musikalische Fundament gemeinsam mit Ellis Durand, Rhian Teasdale steuerte Melodie und Text bei. So wird aus dem Song ein schönes Beispiel für kreative Arbeitsteilung – Bedroom-Pop trifft auf Herzschmerz-Therapie, und beide Seiten profitieren davon.
Was die Sache besonders reizvoll macht: Wet Leg schaffen es, ernst zu werden, ohne dabei ihre Verspieltheit zu verlieren. Der Track ist sanft und verletzlich, aber niemals kitschig oder überdramatisiert. Hier zeigt sich eine Band, die erwachsen wird, ohne dabei ihren Charme zu verlieren – eine Gratwanderung, die längst nicht allen Künstler*innen gelingt.
Das dazugehörige Musikvideo von Chris Hopewell setzt diese Ambivalenz perfekt in Szene: In Stop-Motion-Technik verwandeln sich die Bandmitglieder*innen in Knetfiguren und treiben sich durch eine absurde Fabelwelt – eine Mischung aus Kinderfilmästhetik und psychedelischem Tagtraum.
Dabei jagen sie einen federnklauenden Goblin, der sich jedoch als missverstandener Anti-Held entpuppt und am Ende sein wahres Ich leben darf. Eine schöne Metapher für das Album selbst – und für eine Band, die sich traut, neue Seiten zu zeigen.