Beach-Ambiente und ein gut sortiertes Line-Up zogen auch beim diesjährigen Highfield-Festival rund 28.000 Gäste an, gaben sich Newcomer*innen und Festival-Inventar vor den Toren Leipzigs das Mikro in die Hand und vor den Bühnen galt: ob Emo, Clubgänger*innen, Punk oder Partypeople – all together now!
Was in Wacken der Schlamm ist beim Highfield die Hitze: wieder drehte die Sonne am Eröffnungstag richtig auf, die festivaleigene Strandbespaßung am und im Störmthaler See half, dass für die Camper*innen auf dem 70 Hektar großen Areal ringsum das Vor- nicht im Verglühen endete.
Auf dem Infield starteten Kasi den Freitag. Blond, 2023 noch in der Schlüsselrolle des Opening-Acts, bewiesen später einmal mehr – tabuthemen-resistent, warum sich ihr jüngstes Album „Ich Träum Doch Nur von Liebe“ und das „Radio Sympatico“ der Kummer-Schwestern auf Radio Fritz so großer Beliebtheit erfreuen.
Die 257ers zündeten ein Feuerwerk der einfachen Reime, die Leoniden zelebrierten ihr Space-Indie-Sound-Abenteuer, verbreiteten Milky Chance Sommer-Vibes zum Sonnenuntergang, lockten Von Wegen Lisbeth in ihre Kneipe und brauchte Nina Chuba keinen ganzen Song, um die Crowd um den Finger zu wickeln.
Während die Überfliegerin mit female empowerment begeisterte, gab es nebenan quasi ein Kontrastprogramm: den pyro-dekorierten Blut, Schweiß und Tränen Pathos von Kontra K. Dieser fand seine Abnehmer*innen, so wie die Hit-Maschine Deichkind für ein furioses Finale dieser Nacht sorgte: ob Ritt auf der Gucci-Handtasche oder Fahrt in der Luftbahn: mit der Verpflichtung der Anarcho-Ikonen kann kein Booking-Team der Welt falsch liegen.
Zu früher Samstags-Stunde nutzen die Lokalmatadorinnen Bierbabes den Heimvorteil für ihren „Saufpop“.
Danach weckten Mola – die „Nighties“-TV-Serie um ein Hotel in ihrer Heimatstadt München platzierte ihr „Liebe Brutal“ im Soundtrack – bereits zur Mittagszeit die Lebensgeister im Moshpit. Mola warben mit einer intensiven Show nachdrücklich für den Besuch ihrer anstehenden Herbst-Tour, wer nicht hingeht, ist selbst schuld.
Für den Song „Menschen“ hatte das Quintett Fatoni zu Gast, der im Verlauf des Nachmittag mit Edgar Wasser und Juse Ju als All-Star-Team den Sprechgesang hochleben ließ.
Die 3-Akkorde-Altvorderen von Betontod bretterten durch ihr Set und zwischen Royal Republic und Electric Callboy; es ließ die Alternative-Rock-Institution um die Brüder Madsen nicht nur das Licht an und punkteten die österreichischen Exzentriker Bilderbuch mit Esprit und Schmäh.
Abgekühlt hatten sich am Sonntag nur die Außentemperaturen, die Stimmung war am Nachmittag mit dem selbstbewussten Funk’n’Indie-Wirbel von Rosmarin wieder auf Kurs:
Turbostaat stellten den Fans Teile ihre letzten Platte „Alter Zorn“ vor, bevor es auf der Blue Stage heiß wurde: Ikkimel, Albtraum aller Hüter konservativer Werte, feierte mit knallharten Beats und deutlichen Worten die sexuelle Selbstbestimmung – „Wodka-Shots“ für das Publikum aus der Wasserkanone inklusive.
Auf der Green Stage sprachen die Gitarren. The Subways, Zebrahead und Frank Turner – der mit seiner Akustischen ohne seine Sleeping Souls Billy-Bragg-Momente kreierte – hielten die Menge in Bewegung.
In Hörweite passten die lässigen Verweigerungshymnen von Grossstadtgeflüster zu drei tollen Tagen, in denen in der „Fickt Euch Allee“ und anderswo ein der Unterschied zwischen Tag und Nacht bestenfalls eine Änderung der Lichtverhältnisse bedeutete.
Der Hauptstadt-Groove von Paula Hartmann traf auf offene Ohren und Herzen, The Kooks wurden diesmal nicht von einem brennenden Riesenrad ausgebremst, Clueso platzierte Leipzig unweit von „Chicago“, bis schließlich der donnernde Rap von K.I.Z gewohnt brachial den Partydeckel zuklappte.
Mit Vorfreude auf die Beatsteaks als einen der ersten bestätigten Headliner, dürften sich die meisten Besucher*innen an dieser Stelle zur 2026er Ausgabe wiedersehen.