„No One Was Driving The Car“ von La Dispute ist wie das Meer aus Worten, das uns ertränkt. Frontsänger Jordan Dreyer erzählt eine düstere Geschichte von manischer Wut und depressiver Versunkenheit. Ein Werk von epischer Dichte.

Ein Mann steht vor dem Spiegel. Er betrachtet sein zerschlagenes Gesicht. Zerschlagen vom Leben und all den Momenten, die er erlebt hat und nie wieder erleben wird.

Der Mann starrt in den Spiegel. Seine Augen sind Glühbirnen, deren Drähte bald durchbrennen. Seine Haare scheinen in Todesangst erstarrt.

Es ist still im Raum, so still, dass der Mann seinen Gedanken lauschen kann. Es sind Gedanken wie Blitze. Sie schießen über die Wolken in seinem Kopf, ohne Anfang oder Ende, ohne Grund oder Ziel.

„No One Was Driving The Car“ ist wie eine Litanei, eine Predigt, die uns in Trance versetzt. Die uns mit heiligem Schauer erfüllt. Und uns tief erschüttert.

Die Gedanken zucken durch die Hirnwindungen des Mannes, bis sie das Sprachzentrum treffen. Aus all den wirren Gedanken formt sich eine lange Kette von Worten. Worte, die er zuerst nicht versteht. Worte, gesprochen in einer Sprache, die der Welt völlig entrückt scheinen.

Es würgt ihn. Er sieht im Spiegel, wie die Worte als gleißendes Wasser aus Mund und Augen und Ohren schießen. Erst bedeckt das Wasser die Fliesen als nasser Teppich und leckt an seinen Füßen.

Dann steigt die Wortflut, füllt die Wanne und die Toilette und das Waschbecken. Schließlich steht der Mann auf Zehenspitzen und schnappt die letzten Fetzen Luft.

Als er an die Decke starrt, lässt ein Gedanke die Zeit anhalten. Ein Gedanke, der lauter schreit als die anderen und sich an die Oberfläche eines Ozeans von Wörtern kämpft.

Es ist die eine Wahrheit, die auf „No One Was Driving The Car“ aus einem Meer von Lügen aufsteigt wie ein uraltes Seemonster: Ich habe Gott verloren.

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