„Chuck“ heißt das soeben erschienene Album von Eleni Drake. Und schon im Titel, so viel sei vorab verraten, versteckt sich ein Hinweis auf die Grundausrichtung des neuen Werks. Doch, Moment, wer ist eigentlich Eleni Drake?
Wer Eleni Drake in den Weiten des Internets sucht, wird keinen Wikipedia-Eintrag finden, jedoch eine Menge von Videos, auf denen sich eine junge Gitarristin nicht scheut, große Songs der Rock- und Popgeschichte selbstbewusst neu zu interpretieren.
Schon beim Hören der Neufassungen von Velvet Undergrounds „Pale Blue Eyes“ oder von „God Only Knows“ der Beach Boys lässt sich das stimmliche Talent und die ganz eigene Coolness der in Johannesburg geborenen britisch-griechischen Musikerin erkennen.
Auf „Chuck“ wird die Unmittelbarkeit der Home- und Balcony-Recordings nun durch einen um viele weitere Instrumente ergänzten Studio-Sound ersetzt. Unterstützt wurde Drake dabei von vielen Musizierenden sowie dem Produzenten Frank Colucci.
Trotz reichhaltiger Instrumentierung behalten die Songs aber stets eine gewisse Einfachheit. Das Zentrum der 12 Songs markiert dabei ohne Zweifel die hin und wieder in luftige Höhen entschwebende Stimme der in London lebenden Songschreiberin.
In feinen Texten, die an die poetischen Lyrics Billie Martens erinnern, beackert Drake das altbekannte Feld der Liebe. Bittersüß und voller Ambivalenz, so geht es gleich in den beiden Eröffnungsstücken „A Wonder Day“ und „Half Alive“ zu.
Die Grundkonstellation der Texte finden wir im Übrigen in der Ende der Nullerjahre ausgestrahlten erfolgreichen Serie „Pushing Daisies“, auf die sich Drake mit dem Titel des Albums bezieht. „Chuck“ verweist dabei auf die weibliche Hauptfigur der Serie.
Die Serie, eine Art modernes romantisches Märchen, bietet neben einer, vereinfacht gesagt, komplizierten Beziehung jede Menge Magie. Auch solche finden wir in den warmen, von Steel-Gitarren und Violinen begleiteten Melodien des Longplayers.
Kurz vor Schluss der weitestgehend sehr schmiegsamen Platte hören wir mit „I Don’t Not Love You“ noch ein letztes Highlight. Griffig im Sound ist es zudem mit seiner doppelten Verneinung eine Freude für literaturaffine Pop-Exegeten.
Von solcherlei Rhetorik inspiriert, darf es durchaus heißen: Sich nicht mit Eleni Drake auseinanderzusetzen, ist nicht zu empfehlen.
