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The Natural Lines – The Natural Lines

Das Jahr 2023 bringt so einiges an Newcomer hervor. Manch einer würde behaupten, es seien die Nachwehen der Pandemie. Aber in ihnen erfinden sich bestehende Künstler auch neu, so wie auch auf dem selbstbetitelten Debütalbum von The Natural Lines.

Doch wer lässt sich hinter dem neuen Kollektiv ausfindig machen, das aus dem nichts auftauchte? Denn erst 2022, genauer gesagt im Oktober, veröffentlichten The Natural Lines ihre erste EP “First Five”, die sie einer breiteren Masse bekannter machte.

Ein Mann steht mit seiner Vision in der Unmenge an Bandmitgliedern im Mittelpunkt: Bekannt unter seinem bescheidenen Projekt Matt Pond PA (steht für Pennsylvania) begründet Matt Pond die Idee von The Natural Lines, die seinen neuen Lebensumständen geschuldet sind. “I quit lying, I checked my harsher tones. I cut my drinking down. I went to therapy and stopped shouting at cars.”

Damit verfrachtet er Matt Pond PA auf das Abstellgleis und widmet sich von nun an seinem neuen Lebensabschnitt, übrigens all in natural lines. Der Bandname kommt von einem englischen Sprichwort, das man nicht wortwörtlich verstehen soll. Im übertragenen Sinne bedeutet er “auf natürliche Weise”.

Im Debütalbum deutet Matt an, was er damit meint. Er besinnt sich auf das Reine, Natürliche: und zwar seine Seele, die Psyche, und beschreibt die komplexe Reise durch Traumata, Abhängigkeit und schmerzhaften Erinnerungen vor allem mithilfe Beschreibungen der Natur. So lässt sich The Natural Lines als definierenden Namen zweierlei verstehen.

Schon der erste Song “Monotony” nimmt deutlich Bezug auf natural lines: “A little chop / To draw the lines / Single stick / To keep in time.” Zusammen mit seinem unaufdringlichen Gesang, der an den von Bon Iver erinnert, und einfachen folkigen Gitarren versucht Matt Pond, gleich zu Anfang seine Lebenslinie zu ziehen, seinen Rhythmus zu finden.

Obwohl der Song äußerst bescheiden beginnt, baut sich zum Ende hin eine überraschende und harmonische Komposition auf, die mit verzerrten E-Gitarren und versetzten Gesängen Dynamik in die Monotonie seines Lebens bringen. Damit ist schon mal der Rahmen der Erzählung gesetzt.

Später verhandelt auch “Help” die gegensätzlichen Lebendigkeiten, wobei Pond die Buchstaben des Titels einzeln im Refrain herausarbeitet. Er verdeutlicht die Ernsthaftigkeit seiner Hilferufe und versichert: “This is no test / This is not a dream / H E L P.”

Klanglich bewegt sich die Platte selbstbewusst zwischen Gitarren-Balladen und Indie-Melodien, bedient sich aber einem bedeutend größeren Instrumentenkorpus. Mal schneien Streicher, mal Bläser, mal Chöre herein; sporadisch sogar alles zusammen. Meist beschränken sich die Songs aber auf eine geerdete, Gitarren dominierte Soundkulisse und paaren sich mit Texten über Berge, Flüsse, Seen.

Doch “A Scene That Will Never Die” sticht definitiv als Banger des Albums heraus. Während Pond meist in melancholisch aufgeladenen Landschaften schwelgt, tritt er gegen Ende des Album seinen ersten und einzigen Versuch an, positiv sowie naiv auf die Welt zu schauen.

Danach versinkt der Longplayer mehr denn je wieder in langsame Balladen, verzichtet auf die große Aufmachung von zuvor. Auf eine letzte Reise mit dem Auto nach “Mahwah” nimmt uns Pond mit und eröffnet uns am Ende: “Jersey is the place to be now.”

Mit der postulierenden ersten Single “The Problem Is Me” setzte das Kollektiv The Natural Lines den Grundton ihres weiteren Schaffens bedingungslos und scharf an. Das Album im nächsten Schritt ist ein Zeugnis für die ultimative Akzeptanz und Wiedergeburt Pond’s. Wohin es Matt Pond wohl nach Jersey, seinem place to be, als nächstes hin verschlägt?

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