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Harp – Albion

Ganze zehn Jahre ist es nun schon her, dass Tim Smith seinen Frontmann-Posten bei Midlake geräumt hat. Kreative Differenzen ließen den Texaner diese Entscheidung treffen, die Luft war einfach raus. Ein neues Projekt namens Harp sollte es laut Aussagen von 2013 werden.

Nun brauchte Smith etwas länger, um die Band zum Laufen zu bringen. Ob es konkrete Gründe für die Verzögerung gab oder einfach der unvorhersehbare Fluss der Zeit dazwischen grätschte: Der Multiinstrumentalist bestreitet Harp und das Debütalbum “Albion” nun mit seiner Frau Kathi Zung, isoliert im Heimstudio.

Kennt und vermisst man die frühe Midlake-Phase mit Smiths unverkennbarer Stimme, die so viel Traurigkeit und Tiefe mit sich bringt, so wird das neue Material das bittersüße Jucken nun endlich nach einem Jahrzehnt kratzen können.

Denn auch wenn “Albion” nicht mehr den pop-rockigen Folk von Midlake bedient, so ist die neue und ganz eigene Klanglandschaft, deren Mittelpunkt sich nun um Harp bildet, ein hörenswertes und tief emotionales Werk.

Gitarrenlastig bleibt es zwar, der bitterlich traurige Proto-Dream-Pop mit leichtem Post-Punk-Einschlag hat jedoch keine Probleme, seine eigene Stimme zu etablieren. “Albion” erinnert an das wegweisende Debütalbum “Just For A Day” von Slowdive, nur romantischer und aus den 80ern.

Überraschend kommt diese Richtung nicht, zitierte Smith doch im Vorfeld The Cure und den britischen Poeten William Blake als wichtige Strömungen, die er mit einfließen ließ. Leichte Gitarren, ob akustisch oder elektrisch, gehen Hand in Hand mit sanften Synthesizern.

Laut oder schneller wird “Albion” nie, was auch nicht zum Charakter der Platte passen würde. Allerdings sorgt dies auf der anderen Seite dafür, dass viele der 12 Songs sehr ähnlich fließen und nach einigen Durchgängen gedanklich nicht mehr trennbar sind.

Es bildet sich mit der Zeit ein einziger, solider und höchst melancholischer Dream-Pop-Klumpen, dessen Details durch Hall und Verwaschenheit irgendwann nicht mehr klar zu erkennen sind – perfekt zum gedankenlosen Fallenlassen.

Wer bewusst hinhören möchte, muss allerdings Geduld mitbringen. “Albion” zerrt kräftig ins eigene Traumland, um in Traurigkeit zu schwelgen. Und entweder wehrt man sich mit Händen und Füßen gegen den kühlen Schlaf – oder man lässt sich gefühlvoll treiben.

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