MusikBlog - Entdecke neue Musik

Colouring – Love To You, Mate

Es gibt manche Ereignisse, die ziehen einem direkt den Erdboden unter den Füßen weg: Jack Kenworthy, der Typ hinter Colouring, musste kurz vor dem Release seines Debütalbums “Wake” im Jahr 2021 die Diagnose mit Krebs im vierten Stadium seines Schwagers verkraften. Ein Schicksalsschlag, der auch auf dem Nachfolger “Love To You, Mate” noch nachhallt.

Denn in all den Sphären, die sich über diese Platte wie eine weiche Schneedecke gelegt haben, steckt immer die pure Essenz von Melancholie und Schmerz. Aber nie, ohne auch den Funken von Zusammenhalt und Positivität außen vorzulassen, der in solch schwierigen Zeiten unabdingbar ist.

Rein musikalisch bleibt sich Colouring damit treu: Die Songs sind erhaben und schweben förmlich über dem Boden, fließen aber auch immer wieder in den geschmeidigsten Wellen gen Land. Meist schnappt sich das Klavier die Hauptrolle, Kenworthys sanfte Stimme scheint sich mit dem Schattendasein abzufinden.

“Love To You, Mate” ist ein sehr unaufdringliches Album, das von Schönheit und Wohlklang lebt. Aber auch nur dann, wenn man es auch bewusst zulassen möchte. Mit diesem eher schüchternen Sound reiht sich Colouring in die Rige von Acts wie Bombay Bicycle Club und Finneas ein, nur dass er deren lautere und kantigere Momente nicht nötig zu haben scheint.

Im Titeltrack schielt Colouring noch am ehesten Richtung Radio-Pop, das liebevolle und wattig-weiche “Lune” oder das sehr zurückgelehnte “For You” gehen da stellvertretend für die restlichen Songs deutlich weniger generisch voran.

Mit seinem zweiten Album positioniert sich Kenworthy damit in einer Bubble, die durchaus viel Konkurrenz bereithält. Den großen Hype löst “Love To You, Mate” voraussichtlich nicht aus, Kenner*innen ruhiger Indie-Musik mit Herz für Klavier-Arrangements werden aber sicherlich ihren Spaß haben.

Für alle anderen wird sich diese Platte eher klammheimlich in eine Ecke verkriechen und dort emotionale Wärme versprechen. Wer dafür bereit ist, sollte “Love To You, Mate” zumindest eine Chance geben.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke