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Conchur White – Swirling Violets

Das Offensichtliche ist nicht immer das, was es zu sein scheint. Auf dem Cover von Conchúr Whites Debütalbum “Swirling Violets” möchte der irische Songwriter diese surrealen Schwingungen und Strömungen einfangen, welche uns täglich umgeben.

Der junge Künstler, der mit seinen beiden EPs “Bikini Crops” und “Dreamers” bereits für Aufsehen sorgte, zeigt nun die Bandbreite seines Schaffens auf 11 indie-folkigen Songs.

“I got friends who died a thousand different times”. Bereits mit den ersten Worten fängt Conchúr White ein mit seinen tiefgreifenden Lyrics, die im Opener “The Holy Death” in einem gitarrenverhangen, fröhlichen Chorus münden. Aufs Wesentliche konzentriert, zaubert sich der Titel mit sanfter Stimmlage und ebensolcher Taktung ins Gehör und verweilt dank seines saitenverliebten Panoramablicks auch länger.

Ob er nun mit “Righteous ( Why Did I Feel Like That )” elektronische Beatgefilde Dream-Pop-Gefilde erkundet oder mit “501s” auf Folk-Pop-Wanderung geht, jeder Song gleicht einer tiefgreifenden Selbstreflektion.

Die Texte schwanken zwischen religiöser Thematik und ungelösten Kindheitstraumas. So wendet sich Conchúr White auch Themen wie Suchtbewältigung zu, wenn z.B. “Rivers” mit hallender Stimme die Akustikgitarre stimmt.

Es scheint auch die Sonne in Whites Leben: wenn er charmant fröhlich “I Did Good Today” anstimmt und das Refrain-Mantra betet, sieht man selbst im tiefsten, bitterkalten Winter noch die Blumen blühen. Und wenn es auch nur Eisblumen sind, der Song öffnet die Augen für die kleinen Freuden.

Gebetsartig füllt auch der Titeltrack “Swirling Violets” das Gefühlsbarometer. Allerdings als sanft wogende Pianoballade mit filigranem Gesang. Mit “Life is a vision that we fell into” erreicht Conchúr White die tiefgreifende Erkenntnis der Verbundenheit.

Herrlich verspielt weilt “Red House Parlour” im Ohr, zeigt Indie-Pop-Qualitäten mit verträumtem Gesang und einer Gitarre, die im elektronischen Takt die Zweitstimme übernimmt.

Etwas verhaltener, dafür aber mit einer überraschenden, instrumentalen Implosion, spielt sich “Before Ten” dennoch irgendwie am Ohr vorbei.

Bei der verliebten Indiepianoballade “Fawn” ist das glücklicherweise nicht der Fall. Den Einfluss von Father John Misty hört man ebenso wie das Gespür für Songdynamik. Das Wogen der Ballade erfährt einen Adrenalinschub im taumelnden Refrain-Liebesreigen.

“The Women In The War” erzählt von einer sehnsüchtigen Romanze, die sich einer gewissen Tragik durch einen eindringlich, eingängigen Gitarrenakkord entledigt.

Whites sympathisches Storytelling erfüllt jeden Titel mit Tiefgang. Auch das abschließende “Deadwood” lebt von seinem Talent, reflektierte Emotionen in Geschichten zu packen. Dennoch hat das überaus spielfreudige, abwechslungsreiche Album ein schwungvolleres Ende als diese Folkballade verdient.

Conchúr White eröffnet das neue Jahr mit 11 intensiven, vielseitigen und vor allem sympathischen Songs. Der Sänger, der bereits bei den Silences aktiv war, beschenkt uns mit selbstreflektierten intimen Gedanken, Reisen in eine andere Welt und vor allem Exkursionen auf die eigene Gefühlsebene.

So ist Conchúr White nicht der offensichtliche irische Singer/Songwriter, den man erwarten könnte, sondern offenbart sich als facettenreicher Künstler mit einem feinen Gespür für eindringliche Songs.

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