crime & the city solutionLeichen pflastern seinen Weg. Jedenfalls könnte man auf derartige Gedanken kommen, wenn man die Vita der Band um Mastermind Simon Bonney liest. Phil Kitchener, Epic Soundtracks, Nikki Sudden, Rowland S. Howard (der der Legende nach vor seinen Ableben zwischen 2 Zügen an der Zigarette auf der Bühne bereits Blut spuckte), Chrislo Haas – alle tot. Wahrscheinlicher ist es aber eher ein biologisch bedingter Prozess, schließlich gibt es Crime & the City Solution inzwischen 36 Jahre.

Gegründet zu einer Zeit, in der im noch Ozonloch-freien „hang loose“ Paradies Australien Protagonisten wie Birthday Party oder Foetus unter dem Motto „Fight Fire With Fire“ zu einer neuen Interpretation des Blues Themas ansetzten. Da die zur damaligen Zeit übliche Emigrationsroute für Musiker aus Randgebieten über London nach Berlin führte (das damals so kreativ war wie es sich die Menschen, die das heute von der Stadt behaupten, wünschen würden) landete Bonney und sein Crime & The City Solution Trupp 1986 in der Keimzelle hinter der Mauer. Hier wo schon Nick Cave mit seinen Bad Seeds zu Höchstform auflief , befand sich die Band bis 1991 auf dem Zenith Ihres Schaffens, produzierte in dieser Zeit 3 Alben, hatte einen Gastauftritt in Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“ und steuerte mit „The Adversary“ den wohl besten Beitrag zum Soundtrack von „Bis ans Ende der Welt“ dieses Regisseurs bei.

Nun also nach 23 Jahren Stille, in denen Bonney zwar zwei nicht beachtete Soloalben veröffentlichte, eine neue Produktion „American Twilight“ ohne erkennbaren Anlass. Muss so etwas sein? Ja, wenn so ein Ergebnis dabei herauskommt muss es sein! 41 Minuten Musik, die nahezu lückenlos eigene masochistische Triebe, Selbstgeiselung und Zwänge, von denen man doch nicht lassen will und kann, abbilden, räumen jeden Zweifel daran aus.

Die zur Aufnahme angetretenen Musiker blieben hauptsächlich die aus der Berliner Zeit,  Alexander Hacke von den Berliner Einstürzende Neubauten inklusive. Als genial kann die Neuverpflichtung von David Eugene Edwards an der Gitarre bezeichnet werden, der zuletzt mit seiner Band Woven Hand als besessener Wanderprediger für spirituelle Konzerterlebnisse sorgte.

Präzise Gitarrenriffs reißen schon beim  Starter „Goddess“ den Blues in blutige Fetzen, „Eternal love from where we start/I celebrate your sexual heart/Oh goddess!“ singt Bonney dazu. „The Colonel“ lässt den Hörer beinahe ins Zeitlose stürzen, um ihn dann doch wieder aufzufangen. Es gibt stimmige Geigen und insgesamt jede Menge Hall, Mariachi’s untermalen „My love takes me there“ und das beinahe episch ausufernde „Streets of West Memphis“ schließt die Platte würdig ab.

„American Twilight“ lässt sich mit einem Wort beschreiben: Großartig!

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