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Babyshambles – Sequel To The Prequel

BabyshamblesLang ist es her, dass man Pete Doherty leibhaftig auf der Bühne gesehen hat. Die Zahl der Konzerte, die er abgesagt hat, ist weitaus höher, als die, die er wirklich gespielt hat. Der ungebrochenen Wertschätzung seiner Fans hat das nie Abbruch getan. Als nach der öffentlichen Schmonzette mit Rockmodel Kate Moss wirklich der letzte Breitstrom-Hörer plötzlich auch etwas mit Doherty und seinem Drogen-Rock anfangen konnte, ist der schüchterne Gedichte-Schreiber auch für die Klatsch-Medien dieser Welt interessant geworden.

Musikalisch hat er seit  seinem Soloalbum “Grace/Wasteland” vor vier Jahren schon lange nichts mehr von sich hören lassen, zuletzt sickerte durch, dass er mit Ex-Kinder-Star  Malculay Caulkin eine WG in Paris gegründet hat. So weit, so gut. Nicht lange im Vorfeld wusste man überhaupt, dass Doherty ein neues Album vorbereitet – so groß also die Überraschung über den “Shotter’s Nation”-Nachfolger. Dieses Mal ist die Veröffentlichung nicht überschattet von Einbrüchen, spritzendem Blut oder verpatzten Auftritten.

Den letzten lieferten die Babyshambles beim Melt-Festival diesen Jahres und präsentierten sich in neuer, alter Form.  Bereits zum zweiten Mal saß Stephen Jones auf dem Produzentenstuhl und gibt der Band den Rahmen, den sie brauchen, um zu ihrer rotzigen Hochform aufzulaufen. Eigentlich will man es nicht gut finden. Man will Doherty, seit Jahren ohne Aussicht auf Besserung in der Abwärtsspirale gefangen, nicht zusagen, dass er es noch kann, diesen Zauber des früheren Brit-Pops zu versprühen mit diesen Lyrics, die nur ein verkappter Lyriker wie er es ist, schreiben kann. Man will ihn fallen sehen und sein Talent mit einer Handbewegung wegwischen. Leider geht das nicht:

Allen Vorverurteilungen zum Trotz  kommt ,,Sequel To The Prequel“ mit dem alten Charme der guten Zeiten daher. Pete, der jetzt lieber Peter genannt werden will, lallt sich durch zwölf Songs hindurch, die da ,,Dr. No“ oder ,,Fireman“ heißen. Die erste Single ,,Nothing Comes To Nothing“ steht bereits seit 30. August im Handel und besticht mit melodiöser Strichführung und imposanten Wortzeilen.  Kein kreatives Chaos mehr wie auf dem Debut, kein mühsames Erwachsenwerden wie beim Nachfolger. Doherty und Kollegen klauen auch mal – am liebsten von sich selbst: ,,Penguins“ erinnert an Libertines-Zeiten und ,,Maybeline“ übernimmt Eröffnungselemente von ,,Fuck Forever“.

Ja, Doherty kann es noch. Er, der seinem Lebensstil nach schon lange tot sein müsste, gebärt sich selbst noch einmal neu und liefert uns diesen ambitionierten Schmelztiegel verschiedener Musikstile. Vielleicht sogar die beste Babyshambles-Platte aller Zeiten, wenn wir nicht 2013 hätten und die Band schon so lange im Geschäft wäre. Eine Weiterentwicklung darf ja wohl verlangt sein und die fand, allen Eskapaden Dohertys zum Trotz, irgendwo zwischen durchzechten Nächten und verrissenen Konzerten tatsächlich statt.

Das zeigt sich vielleicht auch in Peter Dohertys geschäftstüchtigen Nebenprojekten: Nach einer Second Hand-Shop-Eröffnung in London und der Idee, Zigarettenstummel von Winehouse und Moss zu verkaufen, zaubert er noch ein Ass aus dem geliebten Hut: In dem Fim ,,Confession“ spielt er neben August Diehl und der französischen Elfe Charlotte Gainsbourgh.

Sylvie Verheyde (“Stella”) gab ihm die Hauptrolle in “Confession”, einer Verfilmung von Alfred de Mussets autobiografischem Roman “Bekenntnis eines jungen Zeitgenossen” von 1836, gedreht unter anderem in Regensburg, wo er mit Diehl in einen Plattenladen einbrach. Pete wäre eben nicht Pete, würde alles glatt laufen. In dem Film spielt Doherty einen wehmütigen Freigeist, der nach der großen Liebe sucht. Das passt wahrscheinlich. Leider wirkt er neben den ECHTEN Schauspielern Diehl und Gainsbourgh wie eine Fertigtütensuppe bei großem Hunger: Sie füllt nicht aus. So auch Pete Doherty in dem handlungsarmen Film. Seine Vielfalt an Gesichtsausdrücken und Mienenspiel ist genauso schnell erschöpft, wie die schwerfällige Handlung. Trotzdem, ein Versuch war es wert und Doherty ist ja auch kein Schauspieler, sondern einer der besten Musiker, den wir haben.

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