Trotz des eher weitläufigen Verhältnisses der Blur-Mitglieder zueinander seit den Nuller-Jahren, war dem letzten Album „The Magic Whip“ 2015 anzuhören, was möglich ist, wann immer man sich zum gemeinsamen Aufenthalt im Studio durchringt.
Seit diesem Album hielten sich die Protagonisten jedoch anderweitig in Erinnerung. Gitarrist Graham Coxon mit The Waeve, Drummer Dave Rowntree mit einem Solowerk, ebenso Frontmann Damon Albarn, der neben dem Soloalbum „The Nearer The Fountain, More Pure The Stream Flows“ auch seinen Ziehkindern Gorillaz und The Good, The Bad & The Queen treu blieb. Und auch der umtriebige Bassist Alex James blieb dem Business verbunden, auf seinem Grund und Boden wird das Big Feastival ausgerichtet.
Als man sich ausgangs des vergangenen Jahres traf, schien zunächst kein nennenswerter musikalischer Konsens vorhanden. Es herrschte, obwohl Damon Albarn eine Menge Ideen zwischen den Gigs der letzten Gorillaz-Amerika-Tour gesammelt hatte, wenig Optimismus, dass ihr Wiedersehen in eine neue Platte münden würde.
Dafür, dass es zunächst nur darum ging, sich bestmöglich auf ihren kürzlichen Gig im Wembley-Stadion vorzubereiten, entwickelte sich, kaum an den Instrumenten, das Ausloten des frischen Materials in Selbstläufer-Manier, und war am ersten Tag die Rohfassung von vier Stücken eingespielt.
Laut Schlagzeuger Rowntree war die Stimmung im Studio die der Neunziger und das hört man dem, gemeinsam mit James Ford (u.a. für mehrere Ausgaben der Arctic Monkeys als Produzent verantwortlich) fertiggestellten Longplayer „The Ballad Of Darren“ an.
Denn wie die erste Single „The Narcissist“ schien die Band dato dem Geist früher Tage verpflichtet, reist das Quartett mit dem Sound von „The Ballad Of Darren“ flächig in die eigene Vergangenheit.
Zwischen dem sanft-melodischen „The-Ballad“-Einstieg und dem krachenden Ende von „The Heights“ vereinen sich alle Tugenden, die man mit dem Brit-Pop-Art-Rock der Marke Blur verbindet, hätte vieles vom 36-minütigen Output auch im Einzugsgebiet von „Parklife“ oder „The Great Escape“ eine gute Figur abgegeben.
Den lyrischen Fokus auf bessere Zeiten gerichtet, glänzt „Russian Strings“ mit eleganter Dramatik, „Goodbye Albert“ mit verspielter Elektronik, „Avalon“ mit Bläser-Esprit; bleiben die verschachtelten „The-Everglades“-Sequenzen oder die schräge Unwucht von „Far Away Island“ nicht auf den ersten Ton geläufig, haben aber gleich dem watteweich schwebenden „Barbaric“ das Potential, in die Fußstapfen ihrer Hits zu treten.
Während der Vorgänger in semi-experimentellem Fahrwasser unterwegs war, punktet „The Ballad Of Darren“ mit melancholisch-nostalgischem Charme aus dem Nähkästchen, selbstverständlich machen Blur auch daraus eine überdurchschnittliche Platte. Wieder einmal.