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Nirvana – In Utero

Das waren noch Zeiten, als Kurt Cobain an der Spitze der Grunge-Bewegung seinen ganzen Weltschmerz hinausplärrte und seiner Wut über die Umstände Gestalt gab. Grohl, Cobain und Novoselic waren die radikale Antwort auf den Puppentanz der 80er mit Dauerwelle, Schminke und Rockgebärden.

Dass die Ära der Zuckerwatte vorbei ist, machten Nirvana schon mit ,,Smells Like Teen Spirit“ unmissverständlich klar. Statt Haarspray, fettige, gebleichte Stirnsträhnen, statt zu gewollter Bühnenperformance, zur Schau gestellter Schmerz.

Mit dem authentischen, drogenverseuchten Frontmann konnte sich die sogenannte Generation X wieder identifizieren, unter den karierten Hemden versteckte sich ein verletztes Herz, das seinen Unmut einen Weg bahnte.

Trotzdem: Nach dem fulminanten Erstlingswerk ,,Nevermind“ war eigentlich schon alles gesagt, was es über Grunge zu sagen gab. Als 1993 ,,In Utero“ in UK und USA auf Platz 1 einsteigt, ist das das Mittelstück zum nahenden Ende.

1994 löst sich die Band gezwungenermaßen auf, als man Kurt, den letzten Drogenentzug seines Lebens abgebrochen, tot auffindet. Trotzdem geht der Triumphzug weiter, trotz Kurts Tod wird die Band mit Preisen überschüttet, darunter ein Grammy und diverse MTV-Music Awards.

Ein ,,Greatest Songs“-Album und unveröffentlichtes Material erscheint und steigt erneut auf Platz 1 der amerikanischen Charts ein. Der ,,Rolling Stone“ nennt Nirvana die ,,Beste Band“.

Traumatisiert von Langzeitfreund Kurts Tod stürzt sich Dave Grohl in die Arbeit und gründet die Foo Fighters, die bis heute Erfolge und ausverkaufte Touren feiern.

Novoselic versuchte sich auch in neu gegründeten Bands, scheitert aber, wenig später löst er die Formation auf. Er zieht sich aus dem Musikbusiness zurück und versucht sich als Lokalpolitiker in Seattle.

2012 das Highlight für alle, die mit Nirvana groß geworden sind: Am 12. Dezember 2012 spielten die verbliebenen Bandmitglieder von Nirvana erstmals wieder gemeinsam live auf einer Bühne – im New Yorker Madison Square Garden mit Unterstützung von Sir Paul McCarney.

Anlass war ein Benefizkonzert für die Opfer der Hurrikan Sandy-Katastrophe. Um das musikalische Erbe von Kurt kümmern sich bis heute seine Witwe Courtney Love und Grohl.  Man mag mit Geldscheffelei argumentieren oder sentimentale Gründe anführen:

Zum 20. Jahrestag kommt nun nochmals ,,In Utero“ als Platte heraus. Zurück also in die schwermütige Zeit, in den Weltschmerz von damals. Die alte Wut und das Rebellieren überkommt einen beim Anhören, man kommt nicht um den Gedanken herum, dass Kurt doch einer von den Guten war. Hätte man ihm nur die Drogen weggenommen.

Hinein in die Komfortzone des depressiven Lebensgefühls und hinauf auf den ehemaligen MTV-Zug, der einer vergangenen Dekade angehört.

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