Meteorologischer Frühlingsanfang, Sonnenschein und ein Album, das so sehr nach sommerlich-milden und schlaflosen Nächten verlangt wie Kali Uchis‚ „Red Moon In Venus“: Auf dem Papier könnten die Sterne kaum besser stehen für das zweite Studioalbum der US-amerikanischen Künstlerin.

Wer sich Kali Uchis‘ aktuelles Album „Red Moon In Venus“ aber im – mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen – second coming des Winters in Deutschland anhört, sollte sich für die 15 Tracks doch lieber nicht abends in den nächstgelegenen Park legen, sonst gibt’s – Parental Advisory – Erkältung. Also: Entweder noch drei Monate warten oder Zwiebel-Look.

Wir empfehlen eindringlich, sich jetzt im März schon dick einzupacken, um im Sommer selbstbewusst die Playlist mit den eigenen Highlights aus „Red Moon In Venus“ bestücken zu können. Dazu dürfte dann sicherlich auch „I Wish you Roses“ zählen, eine der vorab veröffentlichten Singles, mit der Kali Uchis den blueprint eines wohlwollenden Trennungslieds für dieses Jahr abliefert.

Überhaupt tradiert Kali Uchis auf „Red Moon In Venus“ das gesamte Spektrum einer Beziehung – den Anfang, das Ende und die Höhepunkte einer Liebe – mit einer gewissen Gleichberechtigung. In allem findet sie Schönes, Erstrebenswertes, aber auch Bedrohliches, besingt vom Erkennen und Behaupten des eigenen Selbstwerts bis zu Kollision mit destruktiven Egos alles, was das Thema hergibt.

Musikalisch wandelt sie, ihrem Erstlingswerk „Isolation“ nicht unähnlich, meist irgendwo zwischen Funk, Soul, R&B und Disco, lässt „Red Moon In Venus“ in seiner Gesamtheit aber – noch mehr als den Vorgänger – wie eine einheitliche Performance erscheinen.

Als klangförmiges Essay funktioniert „Red Moon In Venus“ besonders am Stück hervorragend. Die Übergänge und Spannungsbögen einzelner Tracks suggerieren eine nicht enden wollende Nacht statt stimmungsmäßigem Stückwerk, Highlights wie „Worth The Wait“ und „Blue“ stechen trotzdem hervor und setzen die Akzente, die Fans von „Isolation“ oder dem bekannten Tyler The Creator Feature „See You Again“ ansonsten fehlen könnten.

Mit Ausblick auf die Zukunft ist schlussendlich noch „Deserve Me“ gesondert zu nennen, das in seiner kompromisslosen Pop-Soundästhetik Kali Uchis‘ Retro-Sympathien mit einer Dynamik verbindet, auf die in den letzten Jahren insbesondere Künstlerinnen wie Caroline Polachek und Charli XCX vertraut haben.

Jetzt heißt es nur noch: Warten auf das second coming des Frühlings, der war um Silvester ja auch schon mal kurz da.

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